Heilbronner Weg: 2 Tage zwischen Felsen und Blumenwiesen in den Allgäuer Alpen

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Der Heilbronner Weg stand schon lange auf meiner Wunschliste – und endlich habe ich ihn gemacht. Zwei Tage in den Allgäuer Alpen voller beeindruckender Bergblicke, spannender Gipfelmomente und auch ein bisschen Schweiß und Müdigkeit. Für mich war es nicht nur eine Kraxeltour, sondern ein kleines Abenteuer, bei dem ich meine Grenzen austesten und einfach die Ruhe der Berge genießen konnte.

Tag 1 Heilbronner Weg: Aufstieg von Oberstdorf zur Rappenseehütte

Der Heilbronner Weg stand schon lange auf meiner Liste – und an einem warmen Sommertag ist es endlich so weit. Rucksack gepackt, Bergsehnsucht im Gepäck und den ersten Kaffee noch in der Hand, sitzen wir im Bus von Oberstdorf nach Birgsau. Wir – das sind Bergbuddy Simon und ich. Der Einstieg in die Tour ist recht entspannt, aber ich liebe dieses Gefühl: raus aus dem Alltag, rein in die Berge.

Aufstieg zur Rappenseehütte mit Picknick, Badesee – und plötzlich Gewitter

Der Weg zur Rappenseehütte ist gar nicht so lange, zieht sich heute aber etwas, weil es so heiß und schwül ist. Aber die Vorfreude trägt uns. Je höher wir steigen, desto mehr öffnet sich das Tal. Oben erwartet uns der Rappensee – glasklar, spiegelnd, ein perfekter Ort für die erste Rast. Schuhe aus, Picknick auspacken, Füße ins Wasser. Und dann: Baden! Eiskalt, aber belebend – ein Moment, den ich nicht vergessen werde.Doch so friedlich bleibt es nicht. Plötzlich türmen sich dunkle Gewitterwolken auf. Donnergrollen in der Ferne – wir packen schnell zusammen und sprinten das letzte Stück zur Hütte. Kaum sind wir drin, geht’s draußen richtig los. Regen prasselt, Blitze zucken, und wir sind einfach nur froh, im Trockenen zu sitzen.

Rappenseekopf: Steinböcke vor Gewitterkulisse

Eine Stunde später: blauer Himmel. Wie aus dem Nichts. Also raus aus der Hütte, rauf zum Rappenseekopf. Der Weg ist steinig und steil, aber auf dem Grat wartet die Belohnung: Weitblick, Wind – und eine kleine Steinbockfamilie, die ganz entspannt zwischen den Felsen liegt. Wir kraxeln vorsichtig weiter, doch dann ziehen wieder Wolken auf. Diesmal zögern wir nicht lange – runter zur Hütte, gerade noch rechtzeitig, bevor das nächste Gewitter losbricht. Drinnen duftet es schon nach Abendessen, und bei leckeren Hüttengerichten und heißer Schoki lassen wir den Tag ausklingen.

Tag 2: Sonnenaufgang am Hohen Licht und der Klassiker Heilbronner Weg

Am nächsten Morgen klingelt der Wecker früh – etwas zu früh für meinen Geschmack. Ich krieche aus dem Hüttenschlafsack und spüre diese Mischung aus Vorfreude und Respekt: Heute steht der Heilbronner Weg an. Ein legendärer Höhenweg, von dem ich schon so viel gehört habe – ausgesetzte Stellen, Drahtseile, schmale Grate. Und gleichzeitig: alpine Magie, Panorama, Freiheit.

Magischer Sonnenaufgang zwischen Nebelfetzen am Hohen Licht

Aber davor geht’s noch auf einen Gipfel. Gemeinsam mit meinem Tourenpartner brechen wir noch in der Dämmerung an der Rappenseehütte auf. Der Himmel ist tiefblau, je höher wir kommen, desto dichter wird der Nebel. Ob das was mit einem Sonnenaufgang wird? Der Wind frischt auf, ruckartig lässt er alle Bändel vom Rucksack flattern. Ich halte meine Kappe fest. Und dann passiert es: Als wir am Gipfelkreuz vom Hohen Licht stehen, reißen die Wolken plötzlich auf. Nebelfetzen fliegen über uns hinweg – und die Sonne kämpft sich langsam durch. Alles ist in Bewegung. Ein Moment, der still macht.

Heilbronner Weg Hohes Licht

Weiter auf dem Heilbronner Weg

Der Abstieg vom Hohen Licht ist golden. Das Licht fällt weich über die Gipfel, die Luft ist klar, der Tag beginnt. Nach etwa einer halben Stunde stoßen wir wieder auf den Wanderweg, der zum Heilbronner Weg führt. Der Einstieg ist direkt eindrucksvoll: schmale Felsbänder, steile Passagen, versichert mit Drahtseilen. Ich merke schnell: Dieser Weg ist nichts für nebenbei. Jeder Tritt verlangt Konzentration – und schenkt dafür Momente voller Staunen.

Leitern, Drahtseile und ganz viel Staunen

Wir passieren das berühmte Heilbronner Törle, dann kommt die steile Leiter am Steinschartenkopf. Ich halte kurz inne. Tief durchatmen. Dann geht’s los, Stufe für Stufe nach oben. Am Gipfel angekommen breitet sich das Panorama vor uns aus – Berge, soweit das Auge reicht. Klarer Himmel, klare Gedanken. Oben wartet eine kleine Brücke, die zum Grat hinüberleitet. Und dann beginnt das Auf und Ab. Der Aufstieg zum Bockkarkopf mit vielen Spitzkehren zieht sich ein wenig. Vielleicht Müdigkeit, vielleicht Hunger? Wir beschließen, oben Kaffee zu kochen. Sitzen auf Felsblöcken, die Tassen dampfen, der Blick schweift über die Gipfel – und plötzlich ist die Energie wieder da. Jetzt haben wir wieder Bock.

Abkühlung auf Firnfeldern, dem letzten Gletscher der Allgäuer Alpen und im Schwarzmilzsee

Der Weg führt weiter zur Bockkarscharte. Hier ist das Ende vom Heilbronner Höhenweg, hier steigen die meisten zum Waltenberger Haus ab. Aufgrund von Renovierungsarbeiten ist der Abstieg jetzt nicht begehbar, also geht’s vorbei an der Mädelegabel. Wir überlegen kurz: Rauf oder weiter? Heute lassen wir sie aus. Stattdessen erwartet uns eine kleine Rutschpartie: Ein Schneefeld zieht sich hinunter, wir queren vorsichtig und rutschen lachend auf unseren Sohlen. Ein bisschen auch auf unserem Hintern. Der Schwarzmilzferner liegt vor uns – heute eine konkav gewölbte Firnfläche ohne Spalten, glatt wie ein Teppich. Kein Wasser sichtbar. Wahrscheinlich versickert es im porösen Hauptdolomit unter uns. Ein stiller, faszinierender Ort. Kurz darauf erreichen wir den Schwarzmilzsee. Schuhe aus, rein ins Wasser – kalt, belebend. Danach: Kaffee kochen, aufwärmen, Sonne aufs Gesicht. Ein perfekter Zwischenstopp.

Von Grashängen und Krautkrapfen

Der Weg zieht sich jetzt recht eben unterhalb vom zackigen Kratzer entlang. Die Luft ist warm, wir sind im Flow. Dann folgt der kurze, aber knackige Abstieg zur Kemptner Hütte. Zeit für die letzte Pause – und was für eine! Krautkrapfen, saftig und deftig, mit Blick auf die felsigen Gipfel. Um uns herum plötzlich viele Wanderer mit riesigen Rucksäcken – der E5 lässt grüßen. Es wird voll, wir ziehen weiter.

Finale mit Bachbad und Rückfahrt in die Zivilisation

Der letzte Abstieg führt durch den Sperrbachtobel, vorbei an kleinen Wasserfällen. Wir schauen auf die Uhr. Ist noch eine Badepause in einer Gumpe drin? Hopp, wenn wir schnell sind schon. Noch einmal durchatmen, bevor wir zurück in die Zivilisation laufen. In der Spielmannsau wartet der Bus nach Oberstdorf. Zwei Tage Bergabenteuer liegen hinter uns – und der Kopf ist voller Bilder, die bleiben.

Heilbronner Höhenweg – unsere Etappen

Nachwandern? Hier gibt’s alle Infos zu unseren Etappen auf dem Heilbronner Weg:

Heilbronner Weg Etappe 1: Oberstdorf – Rappensee – Rappenseekopf – Rappenseehütte

⛰️ Startpunkt: Alpe Eschbach

⏱️ Wanderzeit: ca. 4,5 Stunden

↔️ Distanz: ca. 12 km

↕️ Höhenmeter: ca. 1500 m hoch und 450 m runter

✅ Vorraussetzungen: Trittsicherheit

⚡ Schwierigkeitsgrad: Bis zur Hütte T2, Rappenseekopf teilweise T3.

⏸️ Einkehrmöglichkeit: Enzianhütte, Rappenseehütte

❕ Öffis: Bus Oberstdorf – Alpe Eschbach mit Linie 7

Heilbronner Weg Etappe 2: Rappenseehütte – Hohes Licht – Heilbronner Weg – Kemptner Hütte – Spielmannsau

⛰️ Startpunkt: Rappenseehütte

⏱️ Wanderzeit: ca. 8 Stunden

↔️ Distanz: ca. 18 km

↕️ Höhenmeter: ca. 800 m hoch und ca. 1800 m runter

✅ Vorraussetzungen: Trittsicherheit, alpine Erfahrung, Schwindelfreiheit

⚡ Schwierigkeitsgrad: Bis zur Kreuzung Hohes Licht/Heilbronner Weg T2. Hohes Licht T3. Heilbronner Weg T4. Zum Schwarzmilzferner auch T4. Zum Mädelejoch T3, der weitere Abstieg über die Kemptner Hütte T2 mit stellenweise T3.

⏸️ Einkehrmöglichkeit: Kemptener Hütte

❕ Öffis: Bus Spielmannsau – Oberstdorf mit Linie 8

FAQ Heilbronner Weg

Ist der Heilbronner Weg für Anfänger geeignet?

Wer den Heilbronner Höhenweg gehen möchte, sollte mehr mitbringen als nur gute Wanderschuhe. Trittsicherheit, absolute Schwindelfreiheit und eine solide alpine Kondition sind ein Muss. Dazu kommt alpine Erfahrung – vor allem, was die Einschätzung von Wetterumschwüngen und den Umgang mit Altschneefeldern im hochalpinen Gelände betrifft. Der Weg ist anspruchsvoll, aber mit der richtigen Vorbereitung ein echtes Highlight. Wenn du noch wenig alpine Erfahrung hast oder dir die Tour allein nicht zutraust, lohnt sich eine geführte Tour.

Wie lange brauche ich für den Heilbronner Weg?

Mit Auf- und Abstieg solltest du für den Heilbronner Höhenweg zwei bis drei Tage einplanen – je nach Route, Kondition und Pausen. Falls unterwegs das Wetter umschlägt, gibt es eine Notabstiegsmöglichkeit über die Socktalscharte zum Waltenberger Haus. Dieser liegt etwa auf halber Strecke des Höhenwegs und bietet eine sichere Option bei plötzlichem Schlechtwetter oder Gewitter. Ganz fitte Bergwanderer gehen die Tour auch an einem Tag – dies ist aber nur zu empfehlen, wenn du dich sehr gut auskennst.

Gibt es Möglichkeiten, den Heilbronner Weg mit Gipfeln zu erweitern?

Ja! Hohes Licht (2.651 m): Auf- und Abstieg vor dem Höhenweg, ca. 1,5 Stunden. Mädelegabel (2.645 m): Leichtes Klettern (Schwierigkeitsgrad I–II), Auf- und Abstieg ca. 1 Stunde

Wo finde ich eine Karte vom Heilbronner Weg?

Weitere Infos, sowie ein Topo vom Heilbronner Weg findest du auf der Webseite Bergsteigen.com

Wie weiß ich, ob der Heilbronner Weg aktuell begehbar ist?

Aktuelle Informationen zur Begehbarkeit vom Heilbronner Höhenweg findest du im Bergsportbericht von Oberstdorf.

Welche Ausrüstung brauche ich für den Heilbronner Weg?

Für den Heilbronner Höhenweg brauchst du eine komplette, alpine Wanderausrüstung, denn die Tour führt durch ausgesetztes Hochgebirgsgelände. Dazu gehören:
Feste Bergschuhe mit gutem Profil
Regen- und Wetterschutz
Warme Kleidung, auch im Sommer (Mütze, Handschuhe, ggf. Daunenjacke)
Helm ist empfehlenswert
Klettersteigset ist nicht notwendig, kann aber hilfreich sein, wenn du dich bei den seilversicherten Passagen einclicken möchtest. Der Weg ist aber nicht durchgängig mit Stahlseilen versichert.
Notfallausrüstung mit Erste-Hilfe-Set und Notbiwaksack
– Im Frühsommer können Altschneefelder liegen – Steigeisen oder Grödel können dann sinnvoll sein.
Sieh auch meine Packliste für Hüttentouren.

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