2 Tage wandern mit 2 Seen: Hüttentour im Nationalpark Écrins in Frankreich

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An einem sonnigen Morgen im September starten wir unsere zweitägige Hüttentour im Écrins-Massiv. Die Hütte habe ich super spontan gebucht. Nach Tagen von Regen ist unsere gesamte Camping-Ausrüstung komplett nass. Ich möchte heute Nacht in einem trockenen Bett schlafen. Also habe ich heute Morgen bei der Hütte angerufen und zwei Bette im Lager reserviert. Jetzt stehen mein Urlaubsbuddy und ich am Auto, das wir in Bourg d’Arud geparkt haben. Das kleine Örtchen liegt im Norden vom Parc national des Écrins, im Süden Frankreichs. Wir packen unsere Rucksäcke und schnüren die Wanderschuhe. Dann geht’s los. Die Luft ist frisch, aber die Sonne scheint bereits kräftig und verspricht einen wunderschönen Tag. Wir sind voller Vorfreude auf die bevorstehenden Abenteuer und die atemberaubenden Landschaften, die uns erwarten.

Tag 1: Bourg d’Arud zur Refuge de la Muzelle

Plätschernde Bäche und tosende Wasserfälle: Der Start unserer Hüttentour

Von Bourg d’Arud aus folgen wir der D530 in Richtung Südosten und überqueren die Brücke über den Vénéon. Der Fluss plätschert fröhlich unter uns, und das klare Wasser glitzert im Sonnenlicht. Wir biegen rechts ab und durchqueren das Örtchen l’Alleau mit seinem malerischen Brunnen. Die alten Steinhäuser und der charmante Dorfplatz lassen uns für einen Moment innehalten und die idyllische Atmosphäre genießen, bevor wir dann in die Natur abtauchen. Der GR54-Wanderweg führt uns steil durch den Wald hinauf. Die Bäume ragen hoch über uns auf, und der Duft von Kiefern und feuchter Erde erfüllt die Luft. Der Weg ist gut markiert. Nach etwa einer Stunde erreichen wir eine charakteristische Ruine, die wie ein stummer Wächter über dem Tal thront. Hier machen wir eine kurze Pause, um etwas zu trinken und die Aussicht zu genießen.

Nach unserer Rast setzen wir unseren Weg fort, immer entlang des tosenden Bachs de la Pisse, der von beeindruckenden Wasserfällen gesäumt ist. Das Rauschen des Wassers begleitet uns, während wir uns langsam aber sicher bergauf bewegen. Bei der Cascade de Chapeau Roux überqueren wir den Bach über eine Brücke.

Steiler Aufstieg zur Lac de la Muzelle und zur Berghütte

Dann beginnt der steile Teil. Denn steil ist die Tour heute: auf noch keine 6,5 Kilometer überwinden wir fast 1200 Höhenmeter. Der Aufstieg erfolgt mit vielen Serpentinen und ist recht anstrengend. Doch die Aussicht, die sich uns bietet, entschädigt für jeden Schweißtropfen. Nach einer Weile erreichen wir ein kleines Plateau mit einem Moorgebiet. Die Vegetation wird spärlicher, und die Felsen treten immer deutlicher hervor. Nur wenige hundert Meter weiter eröffnet sich uns ein atemberaubender Blick: der Refuge de la Muzelle und der gleichnamige See, eingerahmt von Bergen und den Überresten eines Gletschers. Der See schimmert in einem tiefen Blau. Wir können es kaum erwarten, die Hütte zu erreichen und unsere müden Beine auszuruhen. Doch zuerst hüpfe ich ins klare Wasser!

Übernachtung in der Refuge de la Muzelle

Nach der kleinen Badesession checken wir in der Hütte ein. Die Refuge de la Muzelle liegt auf 2.130 Metern Höhe und bietet eine spektakuläre Aussicht auf den See und die umliegenden Berge. Die Hütte ist einfach, aber gemütlich eingerichtet, und wir werden herzlich von der Hüttenwirtin begrüßt. Nachdem wir unsere Schlafplätze bezogen haben, setzen wir uns auf die Terrasse und genießen ein Stück hausgemachten Kuchen mit Myrtilles und… warmen Wein. Denn die Sonne ist komplett verschwunden und plötzlich ist es ganz schön kalt hier oben. „Ihr könnt auch gerne drinnen sitzen“, sagt die Hüttenwirtin, wenn sie sieht, dass ich friere. „Die Aussicht ist einfach trop belle, um reinzugehen“, antworte ich lachend in meinem besten Französisch.

Dass ich noch mehr Französisch üben werde, stellt sich beim Abendessen raus. Mein Urlaubsbuddy und ich teilen einen Tisch mit einem Bergsteiger aus Grenoble. Er spricht kein Wort Englisch und ich… habe sicherlich seit 5 Jahren kein Wort Französisch mehr produziert. Es ist aber als würde sich langsam ein Türchen in meinem Gehirn öffnen und es dauert nicht lange, bevor wir uns einigermaßen über seine Wandertouren austauschen können. Er macht jedes Jahr eine Trekking-Tour mit Zelt. Letzten Sommer war das in der Chartreuse, dieses Jahr im Nationalpark Écrins. Er isst heute in der Hütte und geht danach ins Zelt – das ist hier erlaubt. Und mit dem Essen hier hat er eine gute Entscheidung getroffen. Die Hüttenwirtin zaubert zuerst Suppe, dann Couscous mit ganz viel Gemüse und richtig geilen Rührei auf den Tisch. Zum Schluss werden wir noch mit einem süßen Dessert UND Käse verwöhnt. Müde und zufrieden probieren wir nach dem Essen noch ein Brettspiel, aber kriechen schon früh in den Schlafsack.

Etappe 1 Hüttentour Nationalpark Écrins Frankreich

⛰️ Startpunkt: Bourg d’Arud

⏱️ Wanderzeit: ca. 3,5 Stunden

↔️ Distanz: 6,3 km

↕️ Höhenmeter: 1190 m hoch und 40 m runter

✅ Vorraussetzungen: Trittsicherheit

⚡ Schwierigkeitsgrad: T2-T3

⏸️ Einkehr- & Schlafmöglichkeit: Refuge de la Muzelle

❕ Öffis: Busline 8 zwischen Bourg d’Oisans und Venosc

Tag 2: Über den Col du Vallon zum Lac Lauvitel und runter ins Tal

Auf geht’s mit den ersten Sonnenstrahlen zum Col du Vallon mit den ersten Sonnenstrahlen

Am nächsten Morgen sind wir schon früh wach. Zum Glück gibt’s das Frühstück hier auch schon früh und somit brechen wir nach einem kräftigen Müsli-Frühstück schon gegen 8 Uhr auf. Wir folgen dem Pfad entlang des Sees, bis wir eine Brücke überqueren. Weil es dauert bis die Sonne über die Berge kommen, ist es noch recht frisch. Also auf geht’s, sodass wir bald in der Sonne wandern. Der Weg führt uns durch felsiges Gelände, und wir müssen aufpassen, wohin wir treten. Unterwegs treffen wir zwei Wanderer, die gerade ihre Zelte abbrechen. Auch sie frieren etwas. Es dauert zum Glück nicht lange bevor wir die „Schattengrenze“ erreichen. Ich drehe mich zur Sonne und ich spüre, wie die Sonnenstrahlen zuerst mein Gesicht und dann meinen ganzen Körper erwärmen. Außerdem sehe ich auch, wie die Sonne auf der geschichteten Landschaft vor mir ein geniales Schattenschauspiel zaubert.

Wir biegen nach Westen ab und steigen über felsiges Gelände hinauf zum Col du Vallon. Der Aufstieg ist steil, und wir müssen immer wieder kurze Pausen einlegen, um zu Atem zu kommen. Aber am . Der Col du Vallon liegt auf 2.531 Metern Höhe, und von hier aus haben wir einen atemberaubenden Blick auf die umliegenden Berge und den Glacier du Peyron.

Abstieg mit Badepause im Lac Lauvitel

Vom Col du Vallon aus steigen wir auf der Nordwestseite ab. Der Weg ist steil und felsig, und wir müssen uns auf jeden Schritt konzentrieren. Bei etwa 1.750 Metern überqueren wir einen Bergkamm und meistern eine heikle Passage über eine Felsplatte. Der Fels ist glatt und rutschig, und wir sind froh, dass wir unsere Wanderstöcke dabei haben.

Nach einer kurzen letzten Steigung geht es in Serpentinen hinab zum nördlichen Ufer des Lac Lauvitel. Der See liegt inmitten einer beeindruckenden Bergkulisse, und das türkisfarbene Wasser leuchtet in der Sonne. Ich bin gleich zehn Jahre zurück in die Zeit versetzt. Damals war ich mit meiner Familie hier. Mein Bruder hat am Wasserrand nach Frösche und Fische gesucht, mein Vater auf einem Fels gesessen und meine Mama und ich wollten zum Wasserfall auf der anderen Seeseite schwimmen. Auf halber Strecke haben wir uns nicht mehr wirklich getraut, weil das Wasser so kalt war. Heute starte ich einen zweiten Versuch und scheitere wieder. Es ist mir egal – ich lasse mich ein bisschen auf dem Rücken treiben und genieße die coole Perspektive vom Wasser aus auf die Berge.

Rückkehr nach Bourg d’Arud

Wanderung Lac Lauvitel nach Venosc Frankreich

Wenn wir beide wieder von der Sonne getrocknet sind, folgen wir vom Lac Lauvitel aus dem Wanderweg nach Norden, vorbei an Les Selles und Les Balmes, bis wir schließlich wieder den GR54® erreichen. Der Weg geht größtenteils über einen alten Weg, der fast wie gepflastert aussieht. an beiden Seiten befinden sich kleine Steinmauer. Wir wandern durch dichte Wälder, wo sich manchmal die Sonnenstrahlen einen Weg durch das Blätterdach kämpfen. Schließlich erreichen wir die kleine Ortschaft La Danchère. Von hier wandert man nur noch eine kleine Stunde zurück zum Bourg d’Arud. Wir haben das aus irgendeinem Grund auf dem Fahrradweg auf der Nordseite des Bachs gemacht. Es gibt aber auch einen Wanderweg südlich des Bachs – das ist sicherlich die idyllischere Wahl.

Als wir schließlich wieder am Ausgangspunkt ankommen, sind wir müde, aber glücklich. Wir haben zwei unvergessliche Tage in den Bergen verbracht. Am liebsten würde ich gleich wieder loslegen, eventuell sogar mit Zelt. Apropos Zelt: unsere Campingausrüstung ist nun zum Glück einigermaßen trocken. Also fängt mein Gehirn schon zum Rattern an: wie wäre es mit einer Zelt-Tour im Parc National des Écrins? Die Écrins haben uns mit ihrer Schönheit und Vielfalt verzaubert. Diese zweitägige Hüttentour im Écrins-Massiv war ein unvergessliches Abenteuer, vollgepackt mit atemberaubenden Landschaften, schönen Seen und tollen Momenten. Und… sie schmeckt nach mehr.

Etappe 2 Hüttentour Nationalpark Écrins Frankreich

⛰️ Startpunkt: Refuge de la Muzelle

⏱️ Wanderzeit: ca. 5 Stunden

↔️ Distanz: 15,2 km

↕️ Höhenmeter: 500 m hoch und 1680 m runter

✅ Vorraussetzungen: Trittsicherheit, Schwindelfreiheit

⚡ Schwierigkeitsgrad: T2-T3

⏸️ Einkehrmöglichkeit: –

Hüttenwanderungen – was solltest du mitnehmen?

Diese Sachen sollten auf einer Hüttentour auf jeden Fall in deinem Rucksack sein:

Unter den Links habe ich meine Ausrüstung verlinkt, womit ich sehr zufrieden bin oder eine passende Alternative. Diese Liste ist nicht komplett – dafür verweise ich dich gerne auf meine ausführliche Packliste ⤵️

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