Manchmal gibt es Erlebnisse, die man einmalig und unauslöschlich in Erinnerung behält. Der Klettersteig auf den Paternkofel, die Ferrata De Luca Innerkofler, gehört für mich einfeutig dazu. Dieser besondere Klettersteig in den Dolomiten führt durch dunkle Stollen und über schroffe, spektakuläre Felswände bis hinauf auf den Gipfel des Paternkofels. Die Belohnung? Ein Panorama, das dir den Atem raubt und einen einzigartigen Blick auf die Drei Zinnen eröffnet.
Klettersteig am Paternkofel: Ferrata De Luca Innerkofler
⛰️ Startpunkt: Parkplatz Fischleinbodenhütte (kostenpflichtig)
↔️ Zustieg: Es gibt verschiedene Zustiege zur Drei-Zinnen-Hütte, wo der Klettersteig beginnt. Ich habe mich für die Wanderung durch das Fischleintal in Sexten entschieden. Ca. 7,5 km & 1000 hm.
↕️ Höhenmeter im Klettersteig: 300 m | Höhenmeter insgesamt: 1300 m
⏱️ Kletterzeit: ca. 1,5 Stunden im Klettersteig
⏱️ Tourzeit insgesamt: ca. 6,5 Stunden
⚡ Schwierigkeitsgrad: B/C
✅ Vorraussetzungen: Stirnlampe für den Stollen, komplette Klettersteigausrüstung und im Frühling/Herbst eventuell Grödel mitnehmen. Der Stollen kann vereist sein.
↪️ Abstieg: Über den Steig (Abstiegsvariante) bis zur Gamsscharte zurück. Ab hier gibt es verschiedene Möglichkeiten. Ich habe mich für den Passportensteig (A/B) nach Süden zum Paternsattel (2530 m) und danach den Rückweg auf der anderen Seite vom Berg entschieden.
⏸️ Einkehrmöglichkeiten: Drei-Zinnen-Hütte
❕ Öffis: Außerhalb der Hochsaison ist die Anfahrt ab Toblach/Innichen mit der Bus-Linie 446 möglich. Zwischen Juni und Oktober ist das Fischleintal ab Sexten mit einem Bus-Shuttle (Linie 440) erreichbar. Dieses Shuttle verkehrt im Halbstundentakt.
Aufbruch ins Abenteuer: der Aufstieg vom Fischleintal zur Drei-Zinnen-Hütte
Unsere Tour startet an einem frischen Septembermorgen im stillen Fischleintal in Sexten. Vom Parkplatz Fischleinboden wandern wir zunächst noch auf einem breiten Schotterweg, der sich schon bald in einen kleinen Pfad verwandelt. Die Sonne spielt im Herbst durch die gelblich leuchtenden Lärchen und die Gipfel um uns herum sind von letzter Nacht leicht angezuckelt. Ich liebe diese Mischung aus Sommer und Herbst. Auf dem Weg nach oben werden wir vom Rauschen eines vorbeifließenden Baches begleitet. Schritt für Schritt wird die Luft kühler, und je höher wir kommen, desto stärker spüren wir auch den Wind, der über den Berg kommt. Der letzte Abschnitt hinauf zur Hütte fordert noch einmal Kondition und Durchhaltevermögen, aber wenn wir dann über eine Kuppe gehen und ich plötzlich die Drei Zinnen sehe, bin ich außer mir vor Freude. Die berühmten, freistehende Felsberge habe ich schon so oft auf Bildern gesehen, aber im Echt sind sie einfach noch tausend Mal beeindruckender.
Der Einstieg: Ein Schritt in die Dunkelheit der Paterngallerie
Wir gönnen uns Apfelstrudel auf der Drei Zinnen Hütte und ziehen dann das Klettersteig-Set an. Der Einstieg in die Ferrata selbst beginnt mit einem Schritt ins Dunkle. Die Galleria Paterna ist ein fast 400 Meter langer Stollen, der dich in eine andere Welt versetzt. Die kühle, feuchte Luft schlägt uns entgegen, und das Licht der Stirnlampe tanzt an den Wänden, die der Fels fest und kühl umschließt. Wir hören das gleichmäßige Tropfen von Wasser, das aus den Felsrissen dringt und die Luft noch dichter macht. Jeder Schritt hallt in der Stille wider. In uns kommt ein Gefühl von Abenteuer und Neugier hoch auf das, was vor dir liegt.
Das Herzstück des Klettersteigs: Luftige Passagen und steile Wände
Nach dem Stollen öffnet sich der Klettersteig zu seiner beeindruckendsten Passage. Die Ferrata De Luca Innterkofel führt über luftige Stellen, steile Wände und schmale Felssimse. Mit Stellen bis zu Schwierigkeitsgrad B/C ist der Klettersteig mittelschwer, aber für eine Passagen an senkrechten Felswänden braucht man auf jeden Fall Kraft und Lust auf eine kleine Kletterei. Der Fels unter den Fingern ist rau und bietet Stabilität, doch ein kurzer Blick zur Seite zeigt uns, wie steil der Abhang neben uns hinunterführt. Je höher wir steigen, desto weiter öffnet sich das Panorama, und bald sehen wir über die spitzen Gipfel der Dolomiten bis zum Horizont. Die Farben sind kräftig – das Blau des Himmels trifft auf das Grau der Felsen, und das herbstliche Licht taucht alles in eine goldene Stimmung. Zwischendurch gibt es immer wieder kurze Gehpassagen, die stellenweise aber so vereist sind, dass wir trotzdem optimale Konzentration brauchen. Um die Aussicht zu genießen, müssen wir also ganz bewusst auch mal stehen bleiben. Das machen wir gerne, und oft.
Gipfelmoment: Der Blick auf die Drei Zinnen
Der Aufstieg dauert etwa 1,5 Stunden, doch dann erreichen wir das Ende der Seilversicherung. Wir müssen noch eine nicht ausgesetzte Wand queren und dann kommen wir am Gipfel des Paternkofels an. Das Gefühl ist unbeschreiblich. Die Aussicht auf die Drei Zinnen breitet sich in ihrer ganzen Pracht vor dir aus, wie eine Kathedrale aus Stein, die stolz und unbeeindruckt seit Jahrhunderten hier thront. Ein leises Rauschen des Windes begleitet die Stille, und das Gefühl der Weite erfasst uns vollständig. Der Moment gehört uns und dem Berg. Mit uns sind nur wenige andere Klettersteigler da. Wir kommen ins Gespräch mit einem Pärchen aus Rumänien. Sie waren schon öfters hier und sind auch erstaunt, das so wenig los ist.
Der Abstieg: Rückweg über die Gamsscharte und die Paßportenscharte
Mit ihnen reden wir über die Abstiegsmöglichkeiten und entscheiden uns für die Route über den Passportensteig. Dafür geht es zunächst über die Abstiegsvariante des Klettersteigs zurück zur Gamsscharte. Ab hier führt der Passportensteig zum Paternsattel, ein Abschnitt, der nochmals spannende Einblicke in die felsige Landschaft bietet. Wir laufen über eine Art Galerie durch den Felsen. Der Weg verläuft ab und durch schmale Stollen und über ausgesetzte, teils ungesicherte Bänder. Überall zeugen alte Schießscharten und in den Fels geschlagene Nischen vom Ersten Weltkrieg. Bei dem Gedanken, dass hier Soldaten jahrelang den Kräften der Natur und einem sinnlosen Stellungskrieg ausgeliefert waren, läuft mir ein kalter Schauer über den Rücken.
Am Paternsattel genießen wir noch mal den unglaublichen Blick auf die Drei Zinnen. Wo wir hier alleine unterwegs sind, ist es unten auf dem breiten Schotterweg ein Gewusel von Menschen. Dies bestätigt mal wieder, dass wir mit dem Zustieg aus dem Fischleintal alles richtig gemacht haben. Wir gehen ein Stück runter und biegen dann rechts auf einen gerölligen Wanderpfad ab. Es ist zwar ’nur‘ der Rückweg zu der Drei Zinnen Hütte, aber ich bin noch mal völlig begeistert. Links von uns befinden sich die Drei Zinnen mit der grünen, hügeligen Hochebene am Fuß der Berge, rechts der steile Wand vom Paternkofel. Unterwegs gucken wir uns noch einen riesigen Bunker-ähnlichen Tunnel an und setzen uns dann auf die Wiese in der Nähe der Drei Zinnen Hütten.
Mein Tipp: Den Abend an den Drei Zinnen genießen
Auch wenn die Drei Zinnen tagsüber gut besucht sind, gibt es Momente der Stille – vor allem am späten Nachmittag. Wer die Möglichkeit hat, in der Nähe der Drei-Zinnen-Hütte bis in die Dämmerung zu bleiben, erlebt die Schönheit dieser Gipfel auf eine fast magische Weise. Wenn sich die Sonne langsam hinter den Bergen senkt, taucht sie alles in sanftes, rötliches Licht und gibt dir das Gefühl, an einem geheimen Ort fernab der Welt zu sein. Stirnlampe für den Abstieg nicht vergessen – aber das ist es definitiv wert.
💡 Für den Klettersteig brauchst du eine entsprechende Ausrüstung mit einem Klettergurt*, einem Kletterhelm*, einem Klettersteig-Set* und eventuell Kletterhandschuhen. Unter den Links habe ich meine Ausrüstung verlinkt – damit bin ich sehr zufrieden.
FAQ – Eure Fragen zum Klettersteig am Paternkofel beantwortet
Nein, der Paternkofel in den Sextener Dolomiten kann nicht ohne Klettersteig bestiegen werden.
Der Paternkofel-Klettersteig, auch als Ferrata De Luca Innerkofler bekannt, ist für Anfänger nur bedingt geeignet. Die Route wird meist im Schwierigkeitsgrad B/C eingestuft und enthält einige steile sowie exponierte Passagen, die eine gute Portion Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erfordern.
Vom Parkplatz Fischleinboden geht es zunächst gemächlich auf einer breiten Forststraße Richtung Talschluss. Ab dem Talschluss wird der Weg steiler, und nach einigen Serpentinen erreicht man die Drei-Zinnen-Hütte, die als Ausgangspunkt für den Paternkofel-Klettersteig dient. Der Zustieg dauert ca. 2,5 Stunden.
Der Gipfel vom Paternkofel ist 2744 m hoch.
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