Die Wanderung zur Kogelseespitze ist eine anspruchsvolle Tour in den Lechtaler Alpen, die vor allem Kraxelfans richtig begeistern wird. Vom malerischen Kogelsee geht es über steile Felswände und anspruchsvolle Kletterpassagen auf den Gipfel, bevor der Abstie entlang des Gufelsees durch das wildromantische Tal zurück nach Gramais führt. Diese Tour vereint atemberaubende Aussichten, herausfordernde Kletterstellen und unvergessliche Naturerlebnisse – ein wahres Highlight für Wander- und Kletterfreunde!
Der erste Lichtblick am Kogelsee
Es ist noch tief in der Nacht, als wir uns in Gramais auf den Weg machen. Im Herbst muss das auf längeren Touren einfach sein, sonst reicht das Tageslicht nachher nicht. Der Sternenhimmel ist super klar, wir können sogar die Milchstraße sehen. Stirnlampen leuchten unseren Pfad, und die klare Kälte der Nacht lässt uns die Höhenluft direkt spüren. Mit Freunden unterwegs zu sein macht selbst die Dunkelheit gemütlich, und während wir uns in die Stille der Berge begeben, spüren wir die Aufregung für das Kommende.
Nach einer Weile wird das Gelände felsiger, und wir gewinnen stetig an Höhe. Die Schatten der Nacht beginnen zu weichen, als wir uns dem Kogelsee nähern. Hier passiert es: Die ersten Sonnenstrahlen tauchen die Gipfel ringsum in ein sanftes Morgenlicht. Der Kogelsee (2.071m) ist einer der schönsten Bergsehen der Lechtaler Alpen und mit dem Kogel im Hintergrund, der sich im Wasser spiegelt, ein sehr dankbares Fotomotiv. Wir nehmen uns kurz Zeit, um diesen Moment zu genießen – die friedliche Stimmung, das kühle Wasser des Sees und die Aussicht auf die erwachenden Gipfel. Dieser Augenblick, hier mit Freunden inmitten der Alpen, macht das frühe Aufstehen und die Anstrengungen des Aufstiegs mehr als wert. Wenn wir aber so langsam unsere Fingerspitzen nicht mehr spüren und der Po an den Felsen fest zu frieren scheint, ist es Zeit, weiterzuwandern.
Steil hinauf zur Kogelseescharte und zum Einsteig des Nordostgrats
Mit neuem Elan setzen wir unsere Tour fort. Der Weg wird nun anspruchsvoller, felsiger und steiler, und wir merken, dass jetzt volle Konzentration gefragt ist. Jeder Schritt muss sitzen, während wir uns langsam der Kogelseescharte nähern. Es ist übrigens nicht ungewöhnlich, dass sich auf diesem Abschnitt zwischen Kogelsee und Kogelseescharte bis tief in den Sommer Schneefelder befinden. An der Kogelseescharte fangen wir dann nun auch selber die ersten Sonnenstrahlen ein. Ah, einfach herrlich. Auf der anderen Seite der Scharte sehen wir in der Tiefe den zugefrorenen Parzinnensee. Trotz Sonne sorgt der eisige Wind dafür, dass wir schnell abkühlen, also biegen wir rechts ab und machen uns auf der Suche nach den Einsteig des Nordostgrates. Nach ein paar Metern über loses Geröll erreichen wir felsigeres Terrain.
Alternative über den Normalweg: Diese leichtere Route beinhaltet insgesamt einen Abstieg von 320 und einen Aufstieg von 200 Höhenmetern bis zum Gufelseejoch, gefolgt von weiteren 275 Metern zum Gipfel. Die gesamte Rundtour über den Normalweg ist mit einer Schwierigkeit von T2 bis T3 (SAC-Skala) bewertet.
Kraxeln über den Nordostgrat zur Kogelseespitze
Im Fels leiten einige ältere, leicht verblasste rote Markierungen den Weg durch die Wand in Richtung Grat. Hier beginnt eine Kletterei, die bis zum Schwierigkeitsgrad II-UIAA reicht. Die ersten Abschnitte des Nordostgrats erfordern Trittsicherheit und ein wenig Klettergeschick. Der Untergrund besteht teils aus festem Fels, während an anderen Stellen lockerer Sand, Riesel und Geröll den Aufstieg erschweren. Jeder Schritt muss bedacht gesetzt werden, dennoch lösen sich immer wieder Steine unter den Füßen. Nicht alles ist so stabil wie es scheint und wir überprüfen immer wieder mit Händen und Füßen, ob die Felsen echt fest sind. Mit zunehmender Höhe wird der Fels immer stabiler und griffiger – jetzt wird das Klettern so richtig spannend und macht einfach Freude. Es bleibt aber durchweg ausgesetzt!
Hier oben ist die Sicht auf die umliegenden Berge außerdem grandios, und das frühe Sonnenlicht beleuchtet nun auch unseren Gratweg. Leichtes Auf und Ab führt uns zum schon sichtbaren Gipfel. Nach dem letzten steilen Aufstieg stehen wir schließlich auf der Kogelseespitze. Hier oben eröffnet sich ein Panorama, das uns in die Weite der Lechtaler Alpen eintauchen lässt. Und wir sehen nicht nur die Lechtaler, sondern können sogar bis in die Schweiz und in die Ötztaler Alpen schauen. Wir gönnen uns eine Pause und genießen die Aussicht – jeder von uns tief beeindruckt von dieser Tour. Wenn ein Kumpel dann noch Waffeln, Sprühsahne und Marmelade aus dem Rucksack holt, könnte der Tag kaum noch besser werden.
Der Abstieg über den Gufelsee
Nach einem ausgiebigen Aufenthalt am Gipfel machen wir uns langsam wieder auf den Weg. Nun beginnt der lange, teils steile, aber durchaus abwechslungsreiche Abstieg zurück zum Ausgangspunkt. Die Sonne steht mittlerweile höher, und das Gelände, das zuvor im Halbdunkel lag, ist nun hell und freundlich. Zunächst verläuft der Normalweg relativ flach und nicht besonders exponiert in südlicher Richtung talwärts, wobei sich grober Schotter und Felsen abwechseln. Der Weg ist insgesamt gut begehbar. Schließlich erreichst du einen leicht verblockten Abschnitt, und der blaugrün schimmernde Gufelsee wird 200 Meter unter uns sichtbar. Der Gufelsee liegt malerisch in einem kleinen Kessel, umgeben von goldgelben Herbst-Wiesen und unterhalb der Parzinnspitze. Der Abstieg zum See verläuft zunächst felsig und führt dann über einen sanften Grasrücken hinauf zum Gufelseejoch. Wie gefaltet steht der namlose Berg hinter dem See. Es ist einfach nur traumhaft hier. Wenn dann auch noch ein Steinbock auf noch keine zwanzig Meter Distanz von uns vorbeiläuft, kann ich nur eins denken: dies ist wohl eine der schönsten Touren dieses Jahres.
Talhatscher: der laaaange Abstieg über den Branntweinboden
Vom Gufelseejoch geht es steil, auf erdigem Untergrund, hinunter zum See. Hinter dem See wartet eine weitere Geländestufe, die uns problemlos durch Wiesen in das Gebiet der Hintergufelalpe führt. Soweit läuft es mit dem Abstieg recht entspannt, aber so richtig runter kommen wir noch nicht. Und dann sehen wir, wie weit das Tal noch entfernt ist… Der schmale Pfad zieht sich 500 Meter durch den steilen Latschenhang ins Tal. Mit nur 2 Kilometern Strecke kannst du dir vorstellen, wie steil der Weg ist. Einige Abschnitte sind mit Drahtseilen und Eisenstiften gesichert, und Bergstöcke erleichtern den Abstieg, besonders bei hohen Tritten und Wurzeln. Der Abstieg zum Talboden ist nicht wirklich ausgesetzt, doch nach etwa einer Stunde ist man froh, den Branntweinboden erreicht zu haben.
Der Weg führt nun sanft talwärts nach Gramais. Entlang des Otterbachs verläuft der malerische Pfad durch einen bewaldeten Taleinschnitt ohne starkes Gefälle. Nach etwa 2 Kilometern erreichst du einen breiten Wirtschaftsweg, dem du rechts des Baches folgst. Kurz vor Gramais führt der Weg auf eine asphaltierte Nebenstraße, und schließlich wird die Kirche von Gramais, und damit unser Ausgangspunkt, sichtbar. Puh, das war ein ganz schön langer und intensiver Tour. Aber auch einer der schönsten, den ich jemals gemacht habe!
Wanderung Kogelseespitze über Nordostgrat | Lechtaler Alpen
⛰️ Startpunkt: Gramais (gebührenpflichtiger Parkplatz)
⏱️ Wanderzeit: ca. 7-8 Stunden
↔️ Distanz: ca. 14 km
↕️ Höhenmeter: Ca. 1300 m hoch und runter
✅ Vorraussetzungen: Trittsicherheit, Schwindelfreiheit, evt. einen Helm mitnehmen
⚡ Schwierigkeitsgrad: schwer (II- UIAA & T4)
⏸️ Einkehrmöglichkeit: leider nicht
❕ Öffis: leider nicht