Menschen, die mit Skiern schwerelos den Hang hinunterfahren? Das fand ich schon immer total beeindruckend und irgendwie auch sexy. Aber ich hätte nie gedacht, dass ich das jemals machen werde. Die Idee war einfach nicht mal in meinem Kopf. Bis ich angefangen habe, größere Schneeschuhtouren zu machen. Runterlaufen? Naja, nicht so der Hit. Besonders wenn andere in 20 Minuten unten sind und du noch mindestens zwei Stunden brauchst. Da kam plötzlich doch der Ski-Traum auf. Skitouren – das wäre es! Aber bevor ich diesen Traum verwirklichen konnte, musste ich eine grundlegende Herausforderung meistern: Skifahren lernen. Denn, ich stand noch nie auf Skiern… Also habe ich mir vorgenommen, in einer Wintersaison Skifahren zu lernen und wenn es irgendwie klappt, im gleichen Winter noch meine erste Skitour zu machen. Und das, obwohl ich schon Ende 20 bin! Kann man das überhaupt noch lernen?
- Der holprige erste Tag auf der Piste
- Üben, üben, üben – auf und abseits der Piste
- Große Fortschritte mit Privat-Unterricht
- Die erste Pistenskitour: auf’s Füssener Jöchle im Tannheimer Tal
- Meine ersten Anfänger-Skitouren: Schritt für Schritt ins Gelände
- Meine erste echte Skitour auf den Pontensattel im Tannheimer Tal
- Skitour mit gleich zwei Gipfeln im Kleinwalsertal
- Der Winterabschluss: Wiederholung der ersten Skitouren mit Neuschnee
- Schritt für Schritt von Nicht-Skifahrerin zu den ersten Skitouren
- Fazit meiner ersten Ski-Saison: Trau dich einfach und genieße den Prozess
- Meine Ski-Ausrüstung: Alpinski & Tourski
Der holprige erste Tag auf der Piste
Mein Start war alles andere als elegant. Weil ich der Typ Mensch „Selber machen“ bin, gehe ich ohne Unterricht auf eine blaue Piste im Allgäu. Am 6. Januar treffe ich mich mit einem Kumpel aus dem Allgäu. Er hat vor drei Wochen angefangen, Skifahren zu lernen, also ganz viel beibringen kann er mir nicht. Ist auch egal – wir lernen das schon zusammen. Mein Herz pocht, wenn wir im Schlepplift sitzen. Im Pflug fahre ich die blaue Piste runter. Ich stürze. Und stehe auf. Ich stürze wieder. Und stehe wieder auf. Die nächsten drei Stunden verbringen wir so. „Krass, dass du immer noch mit einem Lächeln aufstehst“, lacht der Freund. Irgendwie kann ich gar nicht anders. Auch wenn mir mittlerweile alles weh tut, mach es immer noch Spaß.




Üben, üben, üben – auf und abseits der Piste
Ab dem Tag verbringe ich fast jede freie Minute auf der Piste. Vor der Arbeit. nach der Arbeit, in der Mittagspause. Ganz hilfreich ist es natürlich, dass ich mir eine Homebase im Tannheimer Tal gesucht habe. Keine fünf Minuten zu Fuß von meiner Ferienwohnung in der Käserstube befindet sich das Skigebiet Neunerköpfle. Hochfahren? Tue ich am Anfang nur mit dem Zauberteppich. Zwischen den Kindern übe ich meine Afhahr-Skills. Wenn dass läuft, fahre ich auch mal mit dem Bus zum Schachenlift in Grän. Die Skigebiete im Tannheimer Tal sind super geeignet für Anfänger: leichte, breite Pisten, die viel Raum für Fehler und Fortschritte bieten, gut präpariert, was das Lernen erleichtert, und oft wenig los, sodass man in Ruhe üben kann.
Nach zwei Wochen traue ich mich auf einer roten Piste und… sogar etwas abseits der Piste. Neben der Piste ein bisschen üben erinnert mich an meinem Ziel: Skitouren gehen. Das „Rumgehüpfe im Schnee“ macht mir so viel Spaß, dass ich noch motivierter werde. Ein anderes kleines Highlight ist definitiv das Ski-Wochenende in Garmisch. Zwei Tage Skifahren am Deutschlands höchsten Berg? Hätte ich mir vor ein paar Wochen definitiv noch nicht vorstellen können, macht aber richtig Bock.
So oft auf die Piste? Dann lohnt sich wahrscheinlich eine Saisonticket von den Bergbahnen Tannheimer Tal. Damit kannst du in den vier Skigebieten im Tannheimer Tal so oft Bergbahn fahren, wie du möchtest. Die vier Skigebiete sind: Neunerköpfle in Tannheim, Füssener Jöchle in Grän, Wannenjoch in Schattwald und Rohnenspitze in Zöblen.








Große Fortschritte mit Privat-Unterricht
Aber mir ist auch bewusst: Ich eigne mir meinen eigenen „Fahrstil“ an. Wenn man dabei überhaupt schon von „Stil“ sprechen kann 😉 Also suche ich im Tannheimer Tal einen Lehrer. Und finde einen richtig guten. Bernd Grießer heißt er. Er hatte jahrelang eine Skischule im Tal und ist jetzt Privatlehrer. Luft nach oben gibt es laut ihm auf jeden Fall. Ich glaube, dabei drückt er sich noch recht freundlich aus. Es geht also zurück auf die Babypiste. Wir machen Übungen, vor allem ohne Stöcke. „Die lenken nur ab“, sagt mir Bernd. Ich komme mir manchmal vor, wie eine 5-Jährige, wenn ich mit den Armen in der Luft runterfahre. Aber die Übungen sorgen für Fortschritt und deshalb macht es immer mehr Spaß. Ich fand es richtig krass, welchen großen Unterschied ein paar Stunden Privat-Unterricht machen – die beste Investition.



Noch schnellere Fortschritte mache ich, als ich von Fischer Alpinskier bekomme, die viel stabiler auf der Piste sind und mir mehr Kontrolle bei den Kurven geben: die Curv RC4. Bei Sport Rief in Nesselwängle lasse ich die Bindung auf die Skier montieren, die Skier noch mal ordentlich wachsen und ab geht’s auf die Piste! Weil die Skier schwerer und dadurch stabiler sind, kann ich mich viel mehr auf die Fahr-Technik konzentrieren. Das macht das Parallel-Skifahren plötzlich viel leichter und kriege ich Kurven auch besser hin. Ein richtig geiles Fahrgefühl!



Die erste Pistenskitour: auf’s Füssener Jöchle im Tannheimer Tal
Aber meine Tourenskier bleiben natürlich nicht unbenutzt. Denn ich will Skitouren machen. Und einer der besten Wege, das zu lernen, sind Pistenskitouren. Dadurch kriege ich ein Gefühl dafür, wie es ist, um abzufahren, wenn ich schon 1000 Höhenmetern in den Beinen habe. Und wie es ist, mit Rucksack zu fahren. Also auf zum Füssener Jöchle im Tannheimer Tal. Hochlaufen? Gar kein Problem. Das habe ich ja bisher auch jeden Winter gemacht. Runterfahren? Puh… Etwas ernüchternd sitze ich nach der halben Talabfahrt in einer Kurve. Ich war mal wider viel zu schnell und bin aus der Kurve geflogen. Neben mir sitzt eine Freundin. „Vielleicht mal lieber nichts sagen?“ fragt sie, als sie mein Gesicht sieht. Ich nicke. Es ist der erste Moment seit Anfang anderthalb Monaten Skifahren, dass ich so richtig keinen Bock mehr habe. Wir sitzen fünf Minuten in Stille neben der Piste. Dann stehe ich resolut auf. „Los geht’s“, ich kann wieder lachen. Die Freundin schaut etwas überrascht, dann lächelt sie. Wir fahren runter und ich stürze nicht. Mit Tränen in den Augen umarmen mich meine Freunde, die unten schon auf mich gewartet haben.



Meine ersten Anfänger-Skitouren: Schritt für Schritt ins Gelände
Pistenskitouren habe ich danach immer wieder gemacht, um meine Fähigkeiten zu festigen und mich Schritt für Schritt an größere Herausforderungen zu wagen. Aber… ich möchte ja so gerne abseits der Piste fahren. Hochlaufen und dann mit müden Beinen im Gelände runterfahren? Ich stelle es mir noch etwas anstrengend vor. Also denkt sich eine gute Freundin aus dem Allgäu etwas aus: Skitouren Light. Einmal mit Bahnunterstützung und einmal über eine ehemalige Piste. Wie geil ist es eigentlich, dass es auch für Ski-Anfänger so viele Möglichkeiten im Tannheimer Tal gibt!
- Bschießer (Tannheimer Tal): Ich bin so hoch gelaufen, bis ich dachte, dass ich es wieder sicher runter schaffe. Dank der Unterstützung der Wannenjochbahn haben wir uns ca. 500 Höhenmeter gespart und war der Einstieg leichter – perfekt für Skitouren-Anfänger wie ich!
- Krinnenalpe (Tannheimer Tal: Die kleine Skitour in Nesselwängle führte uns 400 Höhenmeter über eine ehemalige Skipiste. Da durfte ich auch gleich ein paar Spitzkehren üben, weil das Gelände am Ende recht steil und schmal war. Die Fahrt runter ging zunächst noch durch Pulverschnee – richtig geil. Danach aber war es eher eine Buckelpiste. Nicht einfach, aber sicherlich eine gute Übung.




Meine erste echte Skitour auf den Pontensattel im Tannheimer Tal
Nach den Light-Versionen wird es nun aber Zeit für serious business. Die Skitour auf den Pontensattel war für mich eine Herausforderung für Kopf und Körper. So geil wie die Aussicht oben auch war, ich hatte schon echt ein wenig Angst vor der Abfahrt, denn der Einstieg vom Sattel ins Kar ist recht steil. Als der aber gemeistert war, hat es mir richtig Spaß gemacht. Das Kar ist recht breit und somit erlaubt es meiner noch nicht ausgereiften Kurzschwünge-Technik die Fehler. Nach dem Gelände mit Latschen (auch eine seeehr gute Übung) kommt man wieder auf die Piste und kann das letzte Stück gemütlich runterfahren, oder noch ein bisschen neben der Piste üben. Meine Lieblings-Skitour im Tannheimer Tal!



Skitour mit gleich zwei Gipfeln im Kleinwalsertal
Diese Tour war ein riesiges Highlight meiner ersten Ski-Saison! Nachdem ich soviel im Tannheimer Tal unterwegs war, wurde es Zeit, auch noch mal eine Skitour in einer anderen Region auszuprobieren. Also fuhr ich mit einem Kumpel aus Oberstdorf ins Schwarzwassertal, ein Seitental vom Kleinwalsertal in Vorarlberg. Ursprünglich war geplant, dass wir auf den Hehlekopf laufen. Nachdem wir aber so früh gestartet waren, wir dadurch ganz alleine durch das teilweise noch unberührte Gelände liefen und uns das Steinmandl anlächelte, sind wir erstmal spontan auf den Gipfel gelaufen. Da lernte ich gleich, dass wenn du an warmen Tagen früh startest, der Harschdeckel auf dem Schnee recht rutschig sein kann. Harscheisen bestellen – mental notiert. Das bringt mir aber jetzt nichts, also schnalle ich die Skier auf den Rücken und laufe in Ski-Boots weiter zum Gipfel. Und da erwartet mich die nächste Herausforderung. Der Hang ist zwar teilweise unverspurt, aber auch viel steiler als gedacht. Kurz spüre ich Träne in meinen Augen. Warum wollte ich das noch mal? Nach jedem Schwung bleibe ich stehen, um zu schauen, wie es weitergeht. Und dann ist der steilste Teil geschafft. Ein Gefühl von Stolz überwältigt mich: ästhetisch war es nicht, aber ich bin sicher runtergekommen. Die Schwünge am weniger steilen Hang machen mir umso mehr Spaß!
Weil es noch früh ist und der Schnee so geil, fellen wir wieder auf und laufen gleich auf den Hehlekopf. Nach einer kleinen Stunde sind wir schon oben und kochen am Gipfel Kaffee. Und dann: Abfahrt zur Schwarzwasserhütte! Ich fand die Abfahrt vom Hehlekopf persönlich viel einfacher, weil es weniger steil ist und der Hang kaum Latschen oder Büschen hat. Beide Gipfel werden aber als mittelschwer eingestuft – eine super Kombi für alle, die eine längere Tour suchen. Mit einem Kaiserschmarren-Pause auf der Schwarzwasserhütte rundest du die Tour auch perfekt ab!





Der Winterabschluss: Wiederholung der ersten Skitouren mit Neuschnee
Zum Ende des Winters brachte ein letzter Schneefall nochmal perfekte Bedingungen, um meine ersten beiden Touren im Tannheimer Tal zu wiederholen. Es fühlte sich fast wie ein Neustart an, aber diesmal mit deutlich mehr Sicherheit und Selbstvertrauen. Beim Ponten hatte ich das Gefühl, die Technik endlich wirklich zu beherrschen – selbst die Latschen, die mich anfangs eingeschüchtert hatten, meisterte ich fast problemlos. Beim Bschießer begann die Tour zwar mit einem kleinen Rückschlag – ein Sturz und ein Ski, der davonflog –, aber danach lief es umso besser. Trotz nassem, schwerem Schnee konnte ich die Abfahrt genießen und spürte, wie viel ich in der Saison gelernt hatte. Ein würdiger Abschluss meiner ersten Skitouren-Saison!



Schritt für Schritt von Nicht-Skifahrerin zu den ersten Skitouren
Kurz zusammengefasst waren das meine Schritte:
- Skifahren lernen auf der Piste, am besten auch mal mit (Privat-)Unterricht
- Üben, üben, üben auf der Piste und Kilometer sammeln
- Immer wieder zwischendurch auch Übungen auf der Piste machen
- Im Pulverschnee neben der Piste üben
- Pistenskitouren machen
- Leichte Skitouren mit wenigen Höhenmetern, mit Bahnunterstützung oder auf ehemaligen Pisten machen
- Anfängertaugliche Skitouren machen und mich immer mehr trauen
PS. Wer Skitouren im Gelände machen will, sollte auch Lawinenkenntnissen mitbringen. Da ich in den letzten Jahren mit Schneeschuhen am Berg unterwegs war, habe ich jeden Winter einen Lawinenkurs. Dieses Jahr habe ich darauf verzichtet, weil ich meine zeitliche und finanzielle Ressources für’s Skifahren verwendet habe. Stattdessen habe ich einen halben Tag mit Freunden am Berg selber geübt mit der Verschüttetensuche.

Fazit meiner ersten Ski-Saison: Trau dich einfach und genieße den Prozess
Vom ersten holprigen Versuch bis zu echten Skitouren: jede Herausforderung hat sich gelohnt. Ob man in einer Wintersaison Skifahren lernen kann, sodass man auch Skitouren machen kann? Die kurze Antwort ist: ja! Wenn du viel Zeit investierst, geht das auf jeden Fall. Ob mir das schwer gefallen ist? Überhaupt nicht. Weil es mir Spaß gemacht hat. Jeder kleine Fortschritt hat mir Freude gemacht: Jeder Tag auf der Piste, jede Unterrichtsstunde. Weil ich wusste, warum ich es mache. Okay, vielleicht mit einer Ausnahme: Der Tag nach meinem ersten Pistentag, an dem ich das Gefühl hatte, dass gerade drei Busse über mich gefahren sind. So viele blaue Flecken hatte ich! Aber auch das gehört dazu – fallen und wieder aufstehen, mit einem Lächeln weitermachen. Mein wichtigster Tipp? Genieße den Prozess! Wenn du Spaß am Lernen hast, ist es so viel einfacher, dranzubleiben.
Meine Ski-Ausrüstung: Alpinski & Tourski
Wer Skifahren lernen will, braucht auch eine Ausrüstung. Hier habe ich mal übersichtlich meine Ausrüstung für euch verlinkt:
Alpinski
- Skier: Fischer Curv TI
- Skischuhe Fischer RC4 115 LV
- Stöcke Oneway GT11 Carbon
- Alpinskihose Alissia Slim von Maier Sports*
- Alpinski-Jacke Manzaneda von Maier Sports*
Tourski
- Völkl Rise 88
- ATK Crest 8 Tourenbindung*
- Dabello Quantum Free Tourenskischuhe*
- ATK Harscheisen*
- Alpin Loacker Trekkingstöcke
- Liland P3 Hose von Maier Sports
- Skitourenjack von Maier Sports (leider nicht mehr verfügbar)
Allgemein
- Lawinenset Barryvox von Mammut*
- Erstehilfeset Ortovox First Aid Rolldoc*
- Skibrille Revo Piste No.3
- Sportsonnebrille Revo Traverse
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