Steile Gipfel, saftige Wiesen und zahlreiche malerische Berghütten – das ist der Salzburger Almenweg. Wenn du eine mehrtägige Hüttenwanderung mit maximaler Planungsflexibilität unternehmen möchtest, gibt es in den Alpen kaum eine besser geeignete Region. Letzten Sommer verbrachte ich sechs Tage auf einem Abschnitt des Weges, der durch das Gasteinertal und das Großarltal führt. Im Rückblick ist es schwer zu sagen, ob es das schöne Frühsommerwetter oder die atemberaubende Landschaft war, die mich fest davon überzeugte, in den kommenden Jahren weitere Teile des Weges zu erkunden. In diesem Bericht erzähle ich von meinen Erfahrungen auf dem Salzburger Almenweg.
Almen: nirgendwo gibt’s mehr davon als im SalzburgerLand. Seit Jahrhunderten ist der Almsommer fest in das Leben der Bauern verwurzelt, die im Sommer ihr Vieh auf die Bergweiden führen. Wanderer wurden stets herzlich mit hausgemachten Köstlichkeiten bewirtet, und daran hat sich seit Jahrzehnten nichts geändert. Im Jahr 2004 wurde die Dachmarke „Salzburger Almsommer“ ins Leben gerufen, um das Almsommer-Erlebnis für alle Urlauber noch zugänglicher zu machen. 2024 feiert der Almsommer sein 20-jähriges Jubiläum: der perfekte Moment für eine Almenweg-Wanderung! Wer den Salzburger Almenweg erkundet, wandert an mehr als 120 Almen vorbei. Von urig bis modern, jede Alm hat ihren eigenen Charakter. Der 350 Kilometer lange Fernwanderweg erstreckt sich über 25 Etappen quer durch den Salzburger Pongau. Einige Etappen sind perfekt für Familien mit Kindern oder anfangende Mehrtageswanderer geeignet, während andere eher erfahrenen Bergsteigern und Gipfelstürmern vorbehalten sind. Seit mehr als 15 Jahren zählt der Salzburger Almenweg zu den beliebtesten Weitwanderwegen Österreichs.
Tag 1: Einwandern auf dem Salzburger Almenweg in Gastein
Mein Almenweg-Abenteuer beginnt in Gastein als ‚light‘-Version. Mit Bad Hofgastein als ‚Homebase‘ und die Öffis als Unterstützung wandere ich zwei Etappen vom Salzburger Almenweg. Für einen flotten Einstieg nehme ich am ersten Tag die Schlossalmbahn von Bad Hofgastein zur Bergstation auf 2066 Meter. So passiere ich rasch nicht nur viele Höhenmeter, sondern auch die im Tal hängende Wolkendecke. An der Bergstation starte ich auf der siebten Etappe vom Salzburger Almenweg. Am Wegesrand blühen tausende pinke Alpenrosen und andere bunte Blumen. Der Abstieg über den Hermann-Kreilinger-Steig zur Rockfeldalm ist mit schmalen Pfaden und drahtseilgesicherten Passagen sicherlich der am meisten alpinen Teil dieser Etappe. Dennoch ist der Weg für erfahrene und trittsichere Bergwanderer gut machbar.
Rasant fliegen die Wolken durch das Tal. Manchmal sehe ich noch keine hundert Meter weit, manchmal kann ich auf die andere Seite des Tals die Wasserfällen sehen. An der Rockfeldalm bietet mir der Bauer mir an, dass ich meine Flasche mit frischen Bergwasser aus dem Brunnen auffülle. Erfrischt geht es danach weiter über saftige Bergwiesen zu den Gadaunerer Hochalmen. Vom malerischen Almdorf aus habe ich einen Blick auf die majestätische Türchlwand und die Sieben Spitz. Aber leider nicht ganz so lang, denn es fängt an, zu tropfen. Da für den Nachmittag heftige Schauer und Gewitter angesagt sind, steige ich schnell weiter ab ins Angertal. Der Abstieg führt durch dichte Fichtenwälder, die an heißen Sommertagen sicherlich eine angenehme Abkühlung bieten. Heute duftet es fast herbstlich nach nassen Tannenbäumen, Pilzen und Moos. Nach etwa 11 Kilometern komme ich am Skizentrum im Angertal an, wo der Bus mich nach Bad Hofgastein bringt. Durch den Platschregen renne ich von der Haltestelle zur Alpentherme in Bad Hofgastein, sodass ich mir nach dem nassen Wanderabschluss schön in der Sauna aufwärmen kann. Der perfekte, entspannende Abschluss vom ersten Wandertag auf dem Salzburger Almenweg!
Salzburger Almenweg: Bergstation Schlossalmbahn – Angertal | Gastein
🕑 Wanderzeit: ca. 3,5 Stunden
⟷ Distanz: 11,6 km
↗️ Höhenmeter: 220 m hoch, 1110 runter
💡 Vorraussetzungen: trittsicher
💪🏻 Schwierigkeitsgrad: mittel
📌 Startpunkt: Bergstation Schlossalmbahn
🚍 Öffis: Bus 550 (St. Johann/Pg. – Sportgastein), Haltestelle Schlossalmbahn
Hinweis: ich bin hier eine etwas andere Strecke als die offizielle Etappe 7 vom Salzburger Almenweg, weil ich noch einige Schlenker eingebaut habe. Die normale Etappe 7 vom Salzburger Almenweg ist nur 9 km lang.



Tag 2: Wasserfälle und Bauernkrapfen
Am nächsten Morgen fahre ich mit dem Bus nach Sportgastein. Das idyllische Hochplateau liegt am Talschluss des Gasteinertals, ist umgeben von Dreitausender und bietet verschiedene Almen die zum Einkehren einladen. Es ist auch Startpunkt der Etappe 9 des Salzburger Almenwegs. Ich gehe über die alte Nassfeldstraße. Einst war dies eine wichtige Verbindung für Handel und Bergbau. Jetzt ist sie eine wunderschöne Wanderroute mit vielen Wasserfällen am Wegesrand, wie der Schleierfall und Kesselfall. Genau zum richtigen Zeitpunkt komme ich mittags an der Unteren Astenalm, eine der ältesten Almen im Gasteinertal, an. „Wir backen gerade Bauernkrapfen. Hättest du Lust auf einen?“ fragt mich die Wirtin Katharina. Aber sowas von! Ein paar Minuten später genieße ich den glühend heißen gebackenen Hefeteig mit Marmelade und Puderzucker. Es war mein erster Bauernkrapfen und sicherlich nicht mein letzter.






Freestyle auf dem Salzburger Almenweg
Wenn es aufhört zu regnen, mache ich mich wieder auf den Weg. Zunächst ist es noch bewölkt, aber an der Maria Wallfahrtskirche in Böckstein kommt sogar die Sonne raus. Umso mehr Spaß macht es, auf der Kaiserin-Elisabeth-Promenade nach Bad Gastein zu wandern. Dort wartet der nächste Wasserfall auf mich: mitten im Ort befindet sich der Bad Gasteiner Wasserfall. Mit den prächtigen Belle-Époque-Häuser, steilen Berghängen und charakteristischen Geländestufen hatte Bad Gastein schon immer eine Anziehungskraft; einst zog sie sogar Kaiser und Fürsten in die Region. Durch seine heilsamen Thermalquellen bekannt, entwickelte sich das Gasteinertal im 19. Jahrhundert zum Inbegriff für erholsamen Sommerurlaub. Hier endet die offizielle Etappe vom Almenweg. Da ich noch Energie habe und der Salzburger Almenweg sich auch gut ‚freestyle‘ wandern lässt, gehe ich die acht Kilometer weiter nach Bad Hofgastein. So nehme ich auch noch einen herrlichen Panoramaweg und die Gadaunerer Schlucht mit. Mit gut 20 Kilometern in den Beinen kann ich mich zum Abendessen direkt ins Hotel Blü setzen, um mich für die nächsten Tage zu stärken.

Salzburger Almenweg: Sportgastein – Bad Hofgastein | Gastein
🕑 Wanderzeit: ca. 5 Stunden
⟷ Distanz: 19,8 km
↗️ Höhenmeter: 130 m hoch, 830 runter
💡 Vorraussetzungen: Kondition
💪🏻 Schwierigkeitsgrad: mittel
📌 Startpunkt: Sportgastein
🚍 Öffis: Bus 550 (St. Johann/Pg. – Sporgastein), Haltestelle Sportgastein
Hinweis: die offizielle Etappe 9 vom Salzburger Almenweg startet in Sportgastein und endet in Bad Gastein. Die Etappe ist kürzer als meine Etappe: 9 km.
Tag 3: Mit dem Mehrtagesrucksack zur Gamskarkogelhütte
Am nächsten Tag heißt es: den Mehrtagesrucksack packen. Heute wandere ich von Bad Hofgastein zur Gamskarkogelhütte, sodass ich ab dort noch drei Tage auf dem Almenweg wandern werde. Heute folge ich also nicht den offiziellen Almenweg – die 10. Etappe geht eigentlich an einem Tag von Bad Gastein unterhalb vom Gamskarkogel nach Hüttschlag. Weil ich Lust auf ein Gipfelerlebnis habe, habe ich die Etappe etwas abgeändert und über zwei Tage verteilt. Der Weg ist kurz, knackig und steil. Und umsäumt von tausenden Alpenrosen. Nach einigen Stunden kann och die Hütte schon sehen. Erbaut wurde die Schutzhütte bereits 1828 von Erzherzog Johann und gilt damit als eine der ältesten, rein zu bergsteigerischen Zwecken errichteten Schutzhütte der Ostalpen. Die Hütte wurde zunächst auf der Rastötzenalm errichtet, die sich 700 Meter tiefer befindet. Mithilfe kräftiger Pferde wurde sie auf den Gipfel auf 2467 Meter zu transportieren. Der steirische Erbprinz war oft selbst (Jagd-)Gast in den Bergen, unter anderem auch am Gamskarkogel, unterwegs. Ich kann nachvollziehen, warum er sich diesen wunderbaren Platz ausgesucht hat: der 360-Grad-Panoramablick ist absolut wunderbar.





Bestes Alpenkino auf der Hütte
Auch das Hüttenwirtpaar Alexander und Sylvia haben sich den Platz hier gut ausgesucht. Sie waren vorher schon auf verschiedenen anderen Hütten tätig. Dann kam der Anruf von der Alpenvereinssektion Bad Gastein, ob Alexander Interesse hätte, die Hütte am Gamskarkogel zu pachten. „Ich habe nur kurz meine Frau gefragt, ob es passt, und dann habe ich sofort zugesagt,“ lacht Alex. 2023 war zwar die erste Saison, dass die beide hier oben waren, aber Alex war schon mehr als 400 Mal zu Gast auf der Hütte. Anfang Juni wurde die Gamskarkogelhütte mit dem Hubschrauber mit ca. 7 Tonnen an Lebensmittel und Co beliefert: das muss reichen für die ganze Saison. „Hüttenkatze Vicky hat einen Gratisflug bekommen,“ erzählt Sylvia lachend. Die Katze lebt ihr bestes Leben hier auf dem Berg, wird von allen Gästen gestreichelt und liegt während dem Gespräch an den Füßen von Sylvia. Wir quatschen noch ein bisschen und dann geht das beste Alpenkino los: die Sonne geht unter. Der Himmel färbt sich gelb, orange und rot mit violetten Tupfern. Das Gras und die Blumen wirken, als hätten sie einen leuchtenden Rand. Atemberaubend. Wenn die Sonne ganz verschwunden ist, wird es plötzlich ziemlich kalt: das Signal für alle, in ihre Schlafsäcke zu schlüpfen.



Salzburger Almenweg Gipfelerlebnis: Bad Hofgastein – Gamskarkogelhütte | Gastein
🕑 Wanderzeit: ca. 4,5 Stunden
⟷ Distanz: 11,3 km
↗️ Höhenmeter: 1680 m hoch, 80 runter
💡 Vorraussetzungen: Kondition, trittsicher
💪🏻 Schwierigkeitsgrad: mittel
📌 Startpunkt: Bad Hofgastein
🚍 Öffis: Bus 550 (St. Johann/Pg. – Sportgastein), Haltestelle Bad Hofgastein Bahnhof
Tag 4: Abstieg nach Bergsteigerdorf Hüttschlag
Ich strecke mich. Mein Gesicht fühlt sich kalt an – es ist der einzige Körperteil, der nicht nicht von den dicken Decken bedeckt ist. Ich schaue auf das Handy: 5 Uhr. Perfekt! Ich schlüpfe aus dem Bett und in meine warmen Klamotten. Leise verlasse ich das Lager. Der Sonnenaufgang auf der Gamskarkogelhütte ist vielleicht sogar noch schöner als der Sonnenuntergang. Zuerst färbt sich der Himmel in zarten Pastelltönen, dann erhebt sich die Sonne wie ein orange-roter Feuerball über die Berge und beleuchtet die Gipfel, dann den Rest der Natur. Alles ist in einem sanften Licht gehüllt und die Ruhe ist fast überwältigend.





Gestärkt vom Sylvias selbstgebackenem Hüttenbrot mit Käse und Marmelade brechen alle Hüttengäste schon früh auf, alle in eine andere Richtung. Für mich steht heute die Etappe nach Hüttschlag an. Der Abstieg zur Toferscharte führt mich über schmale Pfade, die von Blümchen umsäumt sind. Auf der Scharte blicke ich noch ein letztes Mal ins Gasteinertal, bevor es nun durch das Großarltal weitergeht. Ab und zu laufen die Kühe ein Stück mit mir mit. Die erste Alm erreiche ich auch schon bald: die Habacheralm. Es ist noch zu früh für einen Einkehr, aber mit den netten Wirtinnen quatsche ich ein bisschen über das Almleben. Wenn ich den Habach mit einer Holzbrücke überquere, sehe ich im Bach einen unwiderstehbaren kleinen Becken und hüpfe rein. Schön abgekühlt wandere ich danach durch den Wald die letzen Kilometer nach Hüttschlag. Das Bergsteigerdorf liegt wunderschön zwischen den Bergen. Im Badeteich vom Gasthof Almrösle lass ich die Muskeln entspannen. Die perfekte Regeneration für die lange Etappe von morgen.
Salzburger Almenweg: Gamskarkogelhütte – Hüttschlag | Großarltal
🕑 Wanderzeit: ca. 2,5 Stunden
⟷ Distanz: 9,7 km
↗️ Höhenmeter: 1470 runter
💡 Vorraussetzungen: trittsicher
💪🏻 Schwierigkeitsgrad: mittel
📌 Startpunkt: Gamskarkogelhütte
🚍 Öffis: –
Tag 5: Wandererlebnis Salzburger Almenweg rundum den Tappenkarsee
Um die Hitze und das Sommergewitter vor zu sein, bringt mich der Hotel-Transfer zum Hallmoosalm, sodass die heutige Etappe etwas kürzer ist. Der Aufstieg von dort zur Nagelsteinhöhe hat es in sich. Auf den sumpfigen Wiesen blühen Orchideen und das Wollgras. Auf Empfehlung von der Tourist Information gehe ich hier die Abzweigung zum Kreuzeck, sodass ich danach über den Grat zum Karteistorl wandern kann. Wie bestellt kommt am Grat die Sonne raus. Links liegt das Tal mit am gegenüberliegenden Berghang die Draugsteinalmen, wo ich heute übernachten werde. Es geht aber zunächst noch zum wunderschönen Tappenkarsee. Den sehe ich vom Karteistorl schon in der Tiefe glänzen. Beim Abstieg blühen die Alpenrosen und der Löwenzahn üppig am Wegesrand. Rundum den See ragen beeindruckende Gipfel wie das Raucheck, der Wildkarkopf und der Maierkogel in die Höhe. Plötzlich entdecke ich mitten in der grünen Landschaft die Tappenkarseehütte. Der Kaiserschmarrn ruft! Ein wenig später genieße ich auf der sonnigen Terrasse den Heidelbeerschmarrn mit Seeblick. Danach stehe ich vor der Entscheidung: direkt zum Draugsteintorl oder unten am See entlang. Die Wasserratte in mir entscheidet: ich möchte ins Wasser. Nach dieser erfrischenden Pause wandere ich am See entlang weiter zur Tappenkarseealm, wo ich dann zum Draugsteintorl aufsteige. Der Aufstieg ist knackig und heiß, aber wunderschön. Nach dem Trubel am See ist es hier überwältigend ruhig und in Stille genieße ich die idyllische Sumpflandschaft umringt von Bergen.





Almleben hautnah
Nun ist es nicht mehr weit zu den Draugsteinalmen an. Die zwei benachbarten Almen haben beide Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten. Ich checke in auf der Draugsteinalm-Steinmannhütte und setze mich auf die Terrasse. Drei junge Menschen halten hier die Stellung. Während ich eine herrliche Käsejause mit dem vor Ort produzierten Käse schlemme, komme ich mit Sandra ins Gespräch. Die 17-jährige arbeitet diesen Sommer zum ersten Mal auf der Alm. Käse machen, Gäste bedienen, Kühe melken: es ist für sie alles Neuland. Dass sie den ganzen Sommer hier oben auf der Alm ist und kaum Handyempfang hat, empfindet sie als Vorteil: „Da merkt man plötzlich, dass man gar nicht so viel braucht.“ Ihre Kollegin holt in der Zwischenzeit die Kühe zurück auf die Alm. „Manchmal ist man schnell zurück, manchmal sucht man etwas länger“, erzählt Sandra, „Es sind halt Tiere“, lacht sie. Welcher Aufwand hinter den Käse- und Milchprodukten steckt, erfährt man bei einer Almübernachtung hautnah.



Salzburger Almenweg: Hallmoosalm- Draugsteinalm
🕑 Wanderzeit: ca. 4 Stunden
⟷ Distanz: 11,1 km
↗️ Höhenmeter: 1160 m hoch, 700 runter
💡 Vorraussetzungen: trittsicher, Kondition
💪🏻 Schwierigkeitsgrad: mittel
📌 Startpunkt: Hüttschlag/Hallmoosalm
🚍 Öffis: Bus 540 (St. Johann – Hüttschlag)
Hinweis: die offizielle Etappe 11 startet in Hüttschlag und endet an der Tappenkarseehütte (11,6 km). Dort kannst du auch übernachten. Ich fand es allerdings cool, auf der Draugsteinalm zu übernachten, weil du hier das Almleben hautnah erleben kannst. Die Alm ist traditionell, einfach und urig.
Tag 6: Der Salzburger Almenweg gibt noch mal alles an meinem letzten Tag

Einen Wecker hätte ich mir für den nächsten Morgen nicht stellen müssen, denn schon bevor die Sonne über den Berg ist, wird auf der Draugsteinalm fleißig gearbeitet. Die Kühe werden gemolken und auf die Wiese gebracht. Unten bereitet Sandra das Frühstück vor. Brot mit frischer Butter und Marmelade. Gemeinsam mit einem Paar aus Wien, den ich gestern Abend auf der Alm kennengelernt habe, wandere ich zum Filzmoossattel. Die Morgensonne verschwindet hinter die Wolken, die von über den Sattel kommen. Die Hoffnung stirbt zuletzt und so entscheide ich mich für den extra Aufstieg zum Draugstein. Der Weg über den teilweise seilversicherten Grat ist ganz spannend. Mit der Aussicht oben habe ich leider weniger Glück, also steige ich relativ zügig wieder ab.
Alm ist nicht gleich Alm
Ab dem Filzmoossattel gibt es zwei Varianten des Salzburger Almenwegs. Auf dem Normalweg steigt man ab zur Filzmoosalm und kann vor dort direkt zur Loosbühelalm, Ellmaualm und weiter wandern. Ich entscheide mich aber für die alpinere Variante 64. Der Weg führt unterhalb von den Gipfeln auf dem Höhenweg zum Gipfel vom Loosbühel. Die vorbei fliegende Wolken sorgen für ein tolles Schauspiel. Ich steige nicht wie geplant direkt zur Loosbühelalm ab, sondern gehe einen großen Schlenker. Der führt mich über wunderschöne Pfade, ab und zu über einen Grat, manchmal auch durch sumpfige Wiesen mit Wollgras zum Gründegg. Der 360-Grad-Blick auf dem 2166 Meter hohe Gipfel zeigt die Hohe Tauern, den Hochkönig, sowie das Tennen- und Hagengebirge in voller Pracht. Etwa 300 Meter tiefer als der Gipfel entdecke ich die Ellmaualm. Ab geht’s zum Topfenstrudel. Und was für ein Zufall: hier treffe ich wieder auf das Pärchen aus Wien, das sich gerade frisch geduscht auf die Terrasse gesetzt hat. „Es gibt hier sogar eine Wellness“, erzählen sie mir mit einem Augenzwinkern, die heiße Dusche meinend. So unterschiedlich sind die Almen. Das werde ich selber auch bemerken, wenn ich die letzten Kilometer zur Loosbühelalm in Angriff genommen habe. Ich tausche meine Bergschuhe noch ein letztes Mal dieser Wanderung gegen Flipflops und beziehe mein Zimmer. Die Loosbühelalm hat Ähnlichkeiten zu einem Boutique-Hostel mit Doppelzimmern, frischer Bettwäsche und einer warmen Dusche. Was aber auf jeder Alm gleich ist: abends werden die Kühe noch mal gemolken und danach wieder auf die Wiesen gebracht. Während das Vieh fröhlich durch den Zaun in die Freiheit rennt, genieße ich die hofeigenen Käsesorten. Darunter ist dieses Mal auch ein Ziegenkäse. „Anders als die Kühe, kommen die Ziehen zwei Mal am Tag von alleine zur Alm, um gemolken zu werden,“ erzählt mir die junge Dame, die meine Käsejause gebracht hat.





Salzburger Almenweg: Draugsteinalm – Loosbühelalm über Gründegg | Großarltal
🕑 Wanderzeit: ca. 5 Stunden
⟷ Distanz: 14,1 km
↗️ Höhenmeter: 960 m hoch, 1000 runter
💡 Vorraussetzungen: trittsicher, Kondition
💪🏻 Schwierigkeitsgrad: mittel
📌 Startpunkt: Draugsteinalm
🚍 Öffis: –
Hinweis: Am nächsten Tag bin ich von der Loosbühelalm abgestiegen ins Ellmautal, zur Bushaltestelle Großarl Grundlehen (ca. 1 Stunde). Von dort bin ich mit dem Bus 541 nach Großarl gefahren. Hier fährt Bus 540 zum Bahnhof St. Johann im Pongau. Von dort kann man wieder mit der Bahn abreisen.
FAQ – Wandern auf dem Salzburger Almenweg
Der Almenweg im Salzburger Land ist ein 350 Kilometer lange Weitwanderweg mit 25 Etappen.
Sehr individuell. Du kannst dich an den Etappen orientieren und dann selber deine Tour planen. Aus eigener Erfahrung kann ich erzählen, dass es manchmal sinnvoll ist, Etappen zusammenzuziehen oder auch Spaß macht, mal einen kleinen Umweg einzulegen. Es gibt unterwegs viele Almen und Hütten, sodass du auch mit Start- und Endpunkt relativ flexibel bist.
So früh wie möglich. Vor allem wenn du in der Hochsaison (Juli/August) wandern willst. Ca. 6 Monaten im Voraus hast du die beste Chance.
Der Salzburger Almenweg ist so gestaltet, dass er verschiedene Schwierigkeitsgrade bietet, damit jeder die Wege je nach Erfahrung und körperlichem Zustand genießen kann. Vom erfahrenen Bergsteiger bis zur Familie mit kleinen Kindern bietet der Almenweg im SalzburgerLand für jeden etwas!
Dafür kannst du dich gut an meiner Packliste für Hüttentouren orientieren. Wenn du in Almen und Berghütten übernachtest, solltest du dich vor deiner Mehrtageswanderung informieren, welche Ausrüstung du dafür brauchst. Manche Almen haben z.B. Bettwäsche, in Berghütten ist das eher sehr unüblich.
Das ist ganz unterschiedlich. Von rustikaler Alm am Berg bis zum Wellness-Hotel im Tal: du kannst die Übernachtungen auf dem Salzburger Almenweg ganz nach deinen Vorlieben buchen.