Inmitten der majestätischen Schweizer Alpen liegt am Sustenpass der Tierbergli Klettersteig. Vom gemütlichen Einstieg bis zur atemberaubenden Felskletterei im zweiten Abschnitt ist der Tierbergli Klettersteig ein kleines, alpines Abenteuer. Wir machten einen spontanen Zwischenstopp auf dem Rückweg aus den französischen Alpen und wurden von diesem mittelschweren Klettersteig mit grandiosen Aussichten positiv überrascht.
Mittelschwerer Klettersteig mit grandiosen Aussichten
Die beeindruckenden Schweizer Alpen bilden die geniale Kulisse für ein Kletter-Abenteuer am Tierbergli Klettersteig. Ich machte den Klettersteig zusammen mit einem Freund spontan auf dem Rückweg aus den französischen Alpen. Die Fahrt ins Allgäu war uns an einem Stück zu lang und so suchte ich uns während der Fahrt einen Zwischenstopp aus. Es wurde der Tierbergli Klettersteig am Sustenpass, im schweizer Kanton Bern. Wir hätten uns nicht besser entscheiden können: der Tierbergli Klettersteig ist mittelschwer und bietet grandiose Aussichten. Der Klettersteig fängt echt leicht an, bietet in der Mitte einige alpine Herausforderungen und endet dann wieder gemütluch. Und dann gibt es am Ende noch diese tolle Berghütte mit leckerem Essen. Aber lass uns am Startpunkt anfangen…
Ein Klettersteig ist eine mit Drahtseilen gesicherte Strecke entlang einer Felswand. Man hängt sich mit Karabinern an die Drahtseile und findet unterwegs auch andere Hilfsmittel wie Hand- und Fußstützen, (Hänge-)Brücken, Leitern und Abstiegsseile. Klettersteige gibt es in verschiedenen Schwierigkeitsgraden: von A bis E.
Gemütlicher Einstieg in den Tierbergli Klettersteig
Schon am Parkplatz ziehen wir unsere Klettersteig-Ausrüstung an; der Einstieg ist nur etwa fünf Minuten zu Füß von hier. Über den Betonsteg laufen wir entlang des Schmelzwasserbachs zum nahegelegenen braunen Felsen, der vom Steinlimigletscher abgeschliffen wurde. Der zeigt mit einem weißen Dreieck in einem roten Kreis unsere Richtung. Während der Wanderweg zur Tierberglihütte links um den Felsen führt, befindet sich der Einstieg zum Klettersteig an der rechten Felsseite.
Der Einstieg in den Klettersteig ist gemütlich. Im unteren Abschnitt steigen wir eine Rechtsschleife über den Felsbuckel mit vielen Eisenstiften und einigen Bügeln sowie einem durchgängigen Sicherungsseil hinauf. Durch die vielen Hilfsmittel ist der Anfang vom Klettersteig recht entspannt. Um so besser können wir die herrliche Aussicht auf die Schweizer Alpen und den Steinsee in der Tiefe genießen.
Schlüsselstelle vom Tierbergli Klettersteig
Kurz vor dem Ende des ersten Teils kommt die Schlüsselstelle des Klettersteigs. Man hat die Wahl zwischen der Route mit einer C-Stelle oder eine Umgehung mit A- und B-Stellen. Wir entscheiden uns für die kleine Herausforderung und gehen leicht überhängend hinauf. Für die C-Stelle braucht man ein bisschen Kraft und Mut, aber sie ist für uns gut machbar. Nach der Wiedervereinigung der beiden Klettersteig-Routen geht es weiter zum nächsten Miniaufschwung. Der erste Teil endet, wenn wir auf knapp halber Höhe an einer Geröllterrasse auf den von links kommenden Normalweg treffen.
Felskontakt und atemberaubende Aussichten
Nun sind wir schon auf etwa 2360 Meter Höhe und der Normalweg und der Klettersteig wechseln die Felsseiten. Wir traversieren einen Geröllhang nach Osten. Wenige rote Punkte weisen zu einem kaum erkennbaren Felspfeiler-Fuß, wo das Sicherungsseil beginnt und etwas nach links drehend über die erste Felsstufe führt. Ab diesem Punkt hat der Tierbergli Klettersteig weniger Eisenbügel, dafür genügend natürliche Tritte und Griffe im Fels. Dieser Teil wird Kletterern mit einer Vorliebe für Felskontakt – wie wir – besser gefallen. Felskletterei und Geröllpassagen wechseln sich ab. Wenn wir mal kurz Pause machen, genießen wir den atemberaubenden Anblick der schroffen Berglandschaft. Wenn wir nach oben schauen, wird uns klar, welche beeindruckende Höhen noch zu überwinden sind.
Der zweite Abschnitt ist erheblich alpiner, aber keinesfalls schwerer. Eher das Gegenteil ist der Fall. Nur die Orientierung ist mehr gefragt, denn zwischendurch muss man immer wieder Geröllfelder überqueren. Allerdings sind genügend Steinmännchen und Markierungspunkte vorhanden. Also: Augen offen halten! Kurz vor dem Ende des Klettersteigs, auf ca. 2610 m, befindet sich am Fels die schmucke Edelstahl-Steigbox mit Spendenfächlein. Da werden wir natürlich gerne ein paar Franken rein – die Klettersteige kann ja jeder umsonst gehen und sie werden von Ehrenamtlichen gepflegt.
Tierberglihütte mit Ausblick auf den Steingletscher
Wir meistern das letzte Stück des Klettersteigs und clippen uns aus. Danach wandern wir über den flachen Geröllkamm mit Steinpyramiden zur schon länger sichtbar gewordenen Tierberglihütte. Die Hütte liegt auf knapp 2800 m und wurde schon 1942 errichtet. Die Aussicht von hier oben überwältigt mich. Auf der einen Seite erstrecken sich majestätische Gipfel erstrecken bis zum Horizont und tief unter uns breitet sich das Tal aus. Auf der anderen Seite befindet sich der Steingletscher. Ich komme aus dem Staunen kaum heraus. Der Gletscher mit den vielen Spalten und besonderen Texturen ist wie ein Kunstwerk der Natur. Die Gruppe, die den Gletscher in einer Seilschaft überquert, sieht aus wie eine Gruppe von Ameisen auf dieser riesigen Eismasse. Wie klein ich mich fühle!
Erst wenn mir durch den Wind kühl wird, ziehe ich meine Klettersteig-Ausrüstung aus und betrete die Tierberglihütte. Mein Kletterfreund hat schon ein gemütliches Plätzchen mit Blick auf den Gletscher gefunden. „Wollen wir uns etwas teilen?“ fragt er, „Es gibt so viele tolle Sachen auf der Karte.“ Das ist immer die beste Lösung, wenn man sich nicht entscheiden kann. Wir bestellen die Gemüsespätzle und ein mit Bergkäse überbackenem Brot. Ob es die Kochkunste auf der Hütte, die Ansrtengungen vom Klettersteig sind, die frische Bergluft – das Essen schmeckt wunderbar. Wir chillen eine Weile auf der Hütte und lesen Magazine und Tourenberichte. Ab der Tierberglihütte sind einige spannende Hochtouren möglich. Wir nehmen und fest vor, hier nächstes Jahr für eine Hochtour zurückzukommen.
Abstieg von der Tierberglihütte zurück ins Tal
Der Abstieg von der Tierberglihütte ist nicht weniger beeindruckend als der Aufstieg. Über steile Pfade und in unzähligen Kehren bewegen wir uns rasch in Richtung Tal. Uns gefällt das alpine Charackter des Weges richtig gut. Wir wandern hauptsächlich über schmale Pfade mit losem Geröll und müssen machmal auch über größere Felsblöcke kraxeln. Den Steinsee haben wir stetig im Blick und nach etwa 90 Minuten erreichen wir wieder den Parkplatz. Hier holen wir erstmal die Campingstühle aus dem Auto für eine kleine Pause. Wir sind beide richtig begeistert von dem spontanen Klettersteig-Abenteuer und wollen diesen Moment erstmal genießen, bevor der Urlaub dann echt zu Ende ist und wir nach Hause fahren.
Für den Klettersteig brauchst du eine entsprechende Ausrüstung mit Klettersteig-Set*, Klettergurt*, Kletterhelm* und eventuell Kletterhandschuhen. Unter den Links habe ich meine Ausrüstung verlinkt – damit bin ich sehr zufrieden.
Tierbergli Klettersteig: die praktischen Infos
- Höhenmeter: ↗ 590 m Klettersteig ↗ 700m insgesamt
- Schwierigkeitsgrad: B/C
- Zustieg: 5 Minuten
- Klettersteig: 3 – 3,5 Stunden
- Abstieg: 1,5 Stunden
- Einkehrmöglichkeit: Tierberglihütte
- Erreichbar mit ÖPNV: Ja, aber leider nicht direkt. Von Meiringen oder Wassen mit dem Postautobus bis zur Station Steingletscher und in ca. 50 Min. zu Fuß zum Parkplatz Umpol.
- Topo: z.B. auf dieser Webseite
FAQ – Tierbergli Klettersteig am Sustenpass
Jein. Der Klettersteig ist mit bis zu B/C-Stellen nicht besonders schwierig. Die schwierigste C-Stelle kann umgangen werden. Für absolute Anfänger ist der Klettersteig dennoch nicht zu empfehlen, weil etwas Klettererfahrung nützlich ist.
Wir haben für den Aufstieg insgesamt 3,5 Stunden gebraucht, für den Abstieg 1,5 Stunden.
Ja. Nach der ersten Hälfte gibt es die Möglichkeit, auf dem Sommerweg weiter zur Hütte oder zurück ins Tal zu wandern.
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