Via ferratas sind die perfekte Abwechslung zum Wandern. Auf diesen „Eisenwegen“ bist du auf der gesamten Strecke an Drahtseilen gesichert und benutzt eiserne Hilfsmittel wie Leitern, Stützen und Tritte. Auch in den französischen Alpen gibt es zahlreiche Klettersteige. Nur einen Katzensprung vom Mont-Blanc-Massiv entfernt, im Südosten Frankreichs, liegt die Region Savoie. Einer der markantesten Berge dort ist der Roc du Vent. Der Berg sieht ein wenig aus wie ein umgekipptes Tortenstück. Entlang der Kante des Tortenstücks führt die Via Ferrata Roc du Vent hinauf. Der Klettersteig besteht aus mehreren Abschnitten, die durch Wanderwege miteinander verbunden sind. Etwa auf halber Strecke kann man sich entscheiden, ob man aufhört oder weitergeht. Glänzender Schiefer, Leitern, eine spannende Seilbrücke: Der Klettersteig Roc du Vent in Frankreich ist schön abwechslungsreich. Ganz zu schweigen von den Aussichten….
Ein Klettersteig oder Via Ferrata ist ein mit Drahtseilen gesicherter Weg entlang von Felswänden. Man hängt sich mit Karabinern an die Stahlkabel und trifft unterwegs auch auf andere Hilfsmittel wie Hand- und Fußstützen, (Hänge-)Brücken, Leitern und Abstiegsseile.
Klettersteige in mehreren Etappen
Am Plan de la Lai beginnt das Klettersteig-Erlebnis mit einem blau markierten Weg, der sich über steile Grashänge schlängelt. Es dauert etwa eine halbe Stunde, bis man den Einstieg des Klettersteigs erreicht. Hier beginnt das eigentliche Abenteuer. Die Via Ferrata Roc du Vent besteht aus mehreren Abschnitten:
- Der Aufstieg zum Roc du Vent (2360 m) erfolgt über eine Schieferwand. Nach zwei Klettersteigpassagen folgt ein Wanderweg zum Gipfel.
- Ein kurzer und steiler Abstieg über den felsigen Grat. Er endet an der Kreuzung mehrerer Wanderwege. Hier befindet sich auch der Notausstieg.
- Du willst noch weiter gehen? Dann gibt es zwei weitere freistehende Berggipfel zu erklimmen. Der erste Abschnitt führt mit Leitern gerade nach oben. Es folgt eine horizontale Strecke über den breiten Grat.
- Mit der Pont Népalais kann man von einem Berggipfel zum anderen überqueren. Diese Seilbrücke besteht aus einem Drahtseil für die Füße und zwei für die Hände. Man klettert ein Stück hinauf und geht dann wieder ein Stück horizontal auf einem Wanderpfad.
- Dann beginnt der Abstieg. Dieser besteht teils aus Wanderwegen, teils aus Klettersteigabschnitten, bis man den Tunnel erreicht.
Vom Tunnel geht es über einen steilen Fußweg zurück zum Plan du Lai.
Hinauf zum Gipfel des Roc du Vent
Es ist noch früh am Morgen und auf dem Parkplatz ist es ohnehin schon ziemlich voll. Zu unserem Glück stellt sich an der Kreuzung heraus, dass die meisten Leute den Wanderweg nach oben nehmen. Wir laufen den kleinen Pfad zum Einstieg des Klettersteigs. Wir legen unsere Klettersteigausrüstung an und überprüfen gegenseitig, ob alles in Ordnung ist. Dann machen wir uns auf den Weg. Ich finde den Beginn eines Klettersteigs immer etwas aufregend, also fangen wir langsam an. Die Hilfsmittel aus Metall sind reichlich vorhanden, wie es bei Klettersteigen in Frankreich oft der Fall ist. In diesem Fall finde ich das sehr gut, denn der Schiefer kann ziemlich rutschig sein. Aus der Ferne sieht der Roc du Vent ein wenig aus wie ein erhöhtes Tortenstück, und wir befinden uns auf der schrägen Seite des Tortenstücks, direkt am Rand. Zu unserer Linken befindet sich also ein beträchtlicher Abgrund, der mit jedem Schritt tiefer wird.
Immer schönere Aussichten
Mit jedem Schritt wird auch die Aussicht schöner. Die kurvenreichen Konturen des Lac de Roselend werden immer besser sichtbar. Nach etwa einer Stunde Aufstieg erreichen wir einen Wanderweg. Mit diesem machen wir die letzten Höhenmeter zum Gipfel des Berges. Unterwegs sollte man nicht vergessen, den Blick auf den See zu genießen, denn auf halber Höhe des Wanderweges ist er am schönsten. Vom Gipfel des Roc du Vent in 2360 Metern Höhe sieht man zwar nicht den See, aber man hat einen guten Blick auf das Mont-Blanc-Massiv. Und was man auch sieht: wie der Klettersteig Roc du Vent weitergeht. Hinter einer tiefen Felsspalte liegen zwei kleinere Bergspitzen, die durch eine Stahlseilbrücke verbunden sind. Doch bevor wir diese in Angriff nehmen, haben wir einen kurzen, aber knackigen Abstieg über den Klettersteig vor uns. Der Abstieg über einen Klettersteig unterscheidet sich stark vom Aufstieg, da man beim Abstieg über die Kanten tritt. Das erfordert Vorsicht und – für mich – durchaus Mut. Eine halbe Stunde später sind wir unten angekommen.
💡 Für den Klettersteig brauchst du eine entsprechende Ausrüstung mit einem Klettergurt*, einem Kletterhelm*, einem Klettersteig-Set* und eventuell Kletterhandschuhen. Unter den Links habe ich meine Ausrüstung verlinkt – damit bin ich sehr zufrieden.
Kletterpassage mit vielen Leitern wird belohnt
An der Kreuzung der verschiedenen Wanderwege lassen wir uns eine Weile nieder. Hier können wir richtig gut sehen, wie der Klettersteig weitergeht. Um zum ersten Gipfel zu gelangen, muss man viele Leitern gerade nach oben klettern. Da packt mich der Zweifel. Ich finde Leitern an sich nicht beängstigend, aber so eine riesige Strecke gerade nach oben zu klettern schon. „Wir müssen das nicht machen“, sagt mein Kletterpartner. „Es war bisher ein toller Klettersteig und wir müssen uns den Spaß nicht verderben lassen.“ Denn umkehren ist auf einem Klettersteig keine Option, also wenn wir gehen, dann geben wir richtig Gas. Und genau das tun wir auch. Mein Herz rast ziemlich heftig, als wir die erste Leiter hinaufsteigen. Dann kommt die zweite. Und die dritte. Und bald fange ich an, Spaß daran zu haben. Bald stehen wir auch schon auf dem ersten Gipfel und geben uns einen High Five. Vom Gipfel aus sieht man in der Ferne das Mont-Blanc-Massiv in voller Pracht. Näher dran sind weniger bekannte, aber ebenfalls schöne Gipfel wie der Le Grand Mont und der Mont Mirantin zu sehen. Es lohnt sich allemal, den Blick zu genießen, bevor man den Klettersteig weitergeht.
Die Affenbrücke über die Spalte
Wir überqueren den breiten Grat, bis wir den Rand des riesigen Felsens erreichen. Um auf die Spitze des anderen riesigen Felsens zu gelangen, hat man eine Pont népalais gebaut. Wie ein Gibbon geht man über die Seilbrücke, mit einem Drahtseil für die Füße und zwei für die Hände. Das vierte Stahlseil ist übrigens dazu da, sich mit dem Klettersteigset zu sichern. Wackelnd gehen wir auf die andere Seite. Unter uns befindet sich eine tiefe Spalte, und etwa 800 Meter tiefer liegt der Lac de la Gittaz. Für mich ist die Brücke einer der Höhepunkte dieses Klettersteigs in Frankreich!
Nach der Brücke geht es ein Stück bergauf, bis wir den Gipfel des anderen Felsens erreichen. Es folgt ein weiterer Wanderabschnitt mit schönen Aussichten.
Abstieg über den Klettersteig und einen Tunnel
Es folgt der erste Teil des Abstiegs und der letzte Teil des Klettersteigs. Über Felsen und steinige Pfade geht es in relativ kurzer Zeit viele Höhenmeter hinunter. Manchmal können wir einfach gehen, manchmal sichern wir uns an den Stahlseilen. Schließlich erreichen wir einen 100 Meter langen Tunnel durch die Felsen. Sehr cool: Durch diesen Tunnel kommt man sehr schnell auf die andere Seite des Roc du Vent. Wieder im Sonnenlicht stehend, verstauen wir unsere Klettersteigausrüstung und machen noch eine kurze Pause. Schließlich ist es Zeit für das letzte Stück des steilen Abstiegs zum Plan de la Lai.
Praktische Informationen über die Via Ferrata Roc du Vent
Wenn du dich auf das Abenteuer des Klettersteigs Roc du Vent einlassen willst, solltest du einige praktische Details beachten.
- Location: Vanoise, Savoie, Frankrijk
- Start und Ziel: Plan de la Lai
- Schwierigkeitsgrad: C (schwierig auf dem Schall-Skala) oder AD (assez difficile auf dem französischen Skala)
- Dauer: insgesamt etwa 5 Stunden. Halbstündige Wanderung zum Einstieg des Klettersteigs. Klettersteig selbst ca. 3,5 bis 4 Stunden. Abstieg vom Tunnel etwa eine weitere halbe Stunde.
- Klettersteig-Erfahrung und die richtige Ausrüstung mit Helm, Klettergurt und Klettersteigset sind erforderlich.