Manchmal macht man eine Wanderung, bei der man sich noch an fast jeden Schritt erinnern kann. Die Tauern-Überschreitung am Plansee ist für mich so ein Fall. Die schmalen, felsigen Pfade, die blaue Farbe vom Plansee, die schneebedeckten Berggipfel um uns herum, die Schatten der Wolken, die sich über den See schieben, die metertiefen Schluchten… Die Eindrücke sind wie ein Film in meinem Kopf, und für diesen Artikel habe ich versucht, sie in Worte zu fassen. Denn wer in Tirol am Plansee wandern möchte und Spaß an einer kleinen, alpinen Herausforderung hat, wird sich über diese Tour sicher freuen.
Steil bergauf durch den Wald
Die ersten paar hundert Meter geht es leicht bergauf, doch schon bald wird der Weg immer steiler. Und schmaler. Und undeutlicher. Manchmal müssen wir über verschlungene Baumwurzeln und lockeren Boden kraxeln. Selbst im Schatten der Bäume wird es uns heiß. Wir haben am Anfang noch kaum eine Aussicht, denn obwohl es erst Mai ist, ist das Laub der Bäume schon sehr dicht. Aber das wird sich bald ändern, wenn wir über die Baumgrenze kommen, also gehen wir stetig bergauf. Auf dem ganzen Weg nach oben treffen wir keinen Menschen. Für einen sonnigen Samstag etwas ganz Besonderes, zumal wir gerade noch einen Parkplatz ergattern konnten. Der Plansee in Tirol ist kein echter Geheimtipp, diese Wanderung scheint es aber zu sein.
Über den Zunterkopf zum Tauern
Als wir die Baumgrenze passieren, haben wir zum ersten Mal einen fantastischen Blick auf den Plansee. Und wir sehen auch unseren ersten Berggipfel für den Tag: den Zunterkopf. Der Weg wird immer alpiner: schmal, felsig und manchmal mit einem tiefen Abgrund neben uns. Wir überwinden noch ein paar Höhenmeter und erreichen dann das Gipfelkreuz am Zunterkopf. Wenn du dachtest, du könntest den Plansee gerade gut sehen, dann wirst du jetzt richtig glücklich. Wow! Und unseren nächsten Ziel sehen wir auch schon: die Tauernspitze.
Dann ist Aufmerksamkeit angesagt, denn der Weg zwischen dem Zunterkopf und den Tauern ist sehr schmal und es gibt viel loses Gestein. Als erfahrene Bergwanderer freuen wir uns über eine kleine Herausforderung, aber wir müssen uns konzentrieren und unsere Gespräche auf später verschieben. Auch weil wir an einem Paar vorbeikommen, das offensichtlich mit der falschen Ausrüstung (sprich: Turnschuhen) losgezogen ist und ein paar aufmunternde Worte gebrauchen könnte. Dann geht es auf die letzten Höhenmeter und eine kleine Kraxelei über die Felsen.
Gipfel vom Tauern: fantastischer Blick auf den Plansee
Oben angekommen, sehe ich als erstes das glänzende Gipfelkreuz. Und dann: ein atemberaubender Blick auf den Plansee. Der riesige See erstreckt sich vor uns wie ein Fjord. Die Form und die Farbe des Plansees sind wunderschön. Und zu seiner Rechten befindet sich ein weiterer See mit einer ebenso besonderen Farbe: der Heiterwanger See. Wir wollen diese Aussicht noch eine Weile genießen und packen unser Mittagessen aus. Ich finde es unglaublich, dass wir die Einzigen auf dem Tauern sind, aber das macht die Wanderung noch spezieller. Wir essen schweigend unsere Brote und genießen. Als wir dann nicht mehr die Einzigen auf dem Gipfel sind, ist es Zeit, wieder abzusteigen.
Spannende Wege und noch mehr schöne Aussichtspunkte
Der Abstieg zum Plansee ist mindestens so spektakulär wie der Aufstieg. Die Wege sind steil und manchmal dicht mit Sträuchern bewachsen. Es ist klar, dass hier keine Menschenmassen wandern. Aber oh, wie schön ist es hier. Nach ein paar hundert Metern Abstieg erreichen wir einen bekannten Aussichtspunkt. Die meisten Wanderer und Fotografen kommen hier direkt vom Plansee hinauf und gehen dann wieder hinunter. Was sie verpassen, ist der Weg, den wir von der anderen Seite aus gehen. Für Liebhaber des alpinen Geländes ist dieses Stück eine schöne, kleine Herausforderung. Ein Teil des Weges ist abgerutscht und führt hinunter zum Heiterwanger See. Dort ist ein Seil befestigt, damit man mehr Halt hat. Danach kann man kurz verschnaufen, bevor die letzten Meter zum Aussichtspunkt über einen etwa 20 Zentimeter breiten, ausgesetzten Pfad führen. Aber danach kannst du auch in aller Ruhe den herrlichen Blick auf den Plansee genießen.
Achtung: Dieser Abschnitt erfordert Trittsicherheit und Wandererfahrung.
Das letzte Stück wandern wir am Plansee
Nach dem Aussichtspunkt wird die Wanderung wieder entspannter. Der Abstieg zum Plansee erfolgt dann hauptsächlich durch den Wald und lässt wieder Raum zum Plaudern. Etwa 1,5 Stunden nachdem wir auf der Tauernspitze standen, erreichen wir das Ufer des Plansees. Das Wasser plätschert in kleinen Wellen gegen die runden Felsen. Wenn der Wind kurz abflaut, spiegeln sich die schneebedeckten Berggipfel im klaren Wasser. Wir wandern am Ufer vom Plansee entlang zurück zum Ausgangspunkt der Wanderung. Von den Kilometern her ist dieser Teil der Wanderung fast so lang wie der alpine Teil, aber er ist so einfach, dass wir nur die Hälfte der Zeit brauchen. Ein angenehmes Ende der Wandertour.
Tipp: Vom Kleinen Plansee aus sind wir einen weiteren Abschnitt des Ministersteigs gegangen. Wenn du noch Energie hast, kannst du auch den gesamten Rundweg auf dem Ministersteig bei den Stuibenfällen in Reutte gehen. Dies ist eine sehr schöne Route mit Wasserfällen.
Wandern zum Tauern und Zunterkopf am Plansee
- Länge: 10,5 km
- Höhenbeter: 900 meter bergauf und bergab
- Schwierigkeitsgrad: schwer (teilweise sehr steile und schwer erkennbare Pfade, ein bisschen Kraxeln ist auch dabei, sowie einige ausgesetzte Pfade)
- Erreichbar mit dem ÖPNV: Leider nicht direkt. Die einzige Möglichkeit ist, mit dem Bus bis zur Haltestelle „Breitenwang Mühl Gh Weinbauer“ zu fahren und dann die 1,5 km bis zum Parkplatz Stuibenfälle zu laufen. An dieser Haltestelle hält die Buslinie 3 vom Bahnhof Reutte und 110 von Füssen. Den Fahrplan gibt’s online.