Wanderung zum Seebensee & Drachensee (mit Hüttenübernachtung)

Du betrachtest gerade Wanderung zum Seebensee & Drachensee (mit Hüttenübernachtung)

Wenn eine Wanderung schon lange auf der Wunschliste stand, dann war es die zum Seebensee & Drachensee. Diese beiden Seen liegen wunderschön in den Ehrwalder Bergen, an der Grenze zwischen dem Allgäu und Tirol, nahe der Zugspitze. An einem sonnigen Herbstwochenende war es endlich so weit. Zusammen mit zwei Freunden und einem großen Rucksack machte ich mir auf den Weg. Unser Plan: die Wanderung auf zwei Tage verteilen, in der Coburger Hütte übernachten und viel Zeit zum Genießen haben.

Der Hohe Gang: herausfordernde Wanderung zum Seebensee

Unser Abenteuer beginnt am Parkplatz der Ehrwalder Almbahn. Wir durchqueren zunächst Wiesen und haben schon den ersten herrlichen Ausblick auf die Zugspitze! Wir wandern weiter durch einen herbstlichen Fichtenwald, wo die Baumwurzel, Steine und Holzstufen durch das herbstliche Wetter der letzten Tage ziemlich rutschig sind. Doch die echte Herausforderung fängt erst an einem Geröllrutsch an. Denn hier beginnt der Hohe Gang. Es ist ein schwarzer Wanderweg, der seinen Namen mehr als verdient. In steilen Serpentinen windet er sich nach oben. Trotz der vor einigen Jahren erfolgten Sicherungsmaßnahmen ist der Hohe Gang nichts für Spaziergänger mit leichten Turnschuhen. Hier sind Erfahrung im alpinen Gelände, absolute Schwindelfreiheit und Trittsicherheit gefragt. Die Notruf-Tafeln entlang des Pfades unterstreichen die Ernsthaftigkeit des Unternehmens.

Trotz Drahtseilen und Eisenklammern an einigen Stellen handelt es sich beim Hohen Gang „nur“ um einen versicherten Steig und nicht um einen „echten“ Klettersteig. Wer sich mit einem Kletterseig-Set sicherer fühlt, sollte den natürlich auf jeden Fall nutzen. Der Hohe Gang ist jedoch nicht mit den Klettersteigen hinter der Coburger Hütte zu vergleichen. Uns macht der Aufstieg über den Hohen Gang auf jeden Fall echt viel Spaß. In der Ferne sehe ich, wie die Sonne über den Berg kommt und die gelben Lärchen auf dem Bergrücken anstrahlt. Es wird nicht lange mehr dauern, bis wir auch in der Sonne wandern.

Bergzauber am Seebensee: Panoramablick auf Gipfel

Nachdem wir erfolgreich den Hohen Gang gemeistert haben, wandern wir weiter über einen schmalen Bergpfad. Der Ausblick wird mit jedem Schritt schöner und ich spüre die Sonnenstrahlen im Gesicht. Nach einer Wanderung von etwa zwei Stunden erreichen wir dann den Seebensee auf 1.657 Metern Höhe. Der See ist umrahmt von imposanten Berggipfeln wie dem Vorderen Tajakopf, dem Vorderen Drachenkopf und der Ehrwalder Sonnenspitze. Aber nicht nur die Lage des Bergsees beeindruckt uns, auch die afließende Seebenbachfall und der Geißbach, die weiter unten im Tal in die Loisach münden. Der Seebensee ist auf jeden Fall die perfekte Location für unsere erste Pause mit Tee und Keksen.

Der Drachensee: Ein Juwel im Gebirge

Danach wandern wir weiter am Ufer entlang auf die andere Seite vom See. Dann wird der Pfad richtig schmall und steil. Mit gefühlt hundert Serpentinen wandern wir zur Coburger Hütte. Der erste Schnee dieser Saison ist plattgetreten und vereist, deshalb müssen wir vorsichtig sein. Nach einer kleinen Stunde erreichen wir dann die Hütte und den Drachensee. Auch wenn der Seebensee zweifellos seinen Charme hat, kann der See dem Drachensee im wahrsten Sinne des Wortes nicht das Wasser reichen. Wie ein funkelnder Saphir liegt der glasklare blaue See eingerahmt von schroffen Felsen vor uns. Der Drachensee ist ein gutes Beispiel für einen Karsee, der in einer tiefen Kar-Wanne eingebettet ist. An seiner tiefsten Stelle misst der See ganze 28 Meter. Das Ufer im Norden und Osten wird von imposanten Felsformationen geprägt, während im Süden und Westen Schuttfelder an den See grenzen.

Eine Nacht auf der Coburger Hütte

Coburger Hütte

Nachdem wir noch ein bisschen auf der Liegebank mit Blick auf den Drachensee gechillt haben, wird uns langsam kalt. Es wird Zeit, in die Hütte zu gehen. Da die Hüttensaisons bereits vorbei ist und die Hütte dementsprechend zu ist, betreten wir den Winterraum. Eine Wandergruppe aus München befüllt gerade schon den Holzofen, um den eiskalten Raum zu heizen.

Während meine Wanderbuddies es sich in der Hütte gemütlich machen, mache ich noch einen Abstecher vom Drachensee zum Drachenkopf. Mit zunehmenden Höhenmetern nimmt auch der Schnee zu. Kurz vor dem Drachenkopf muss ich leider abbrechen – die Kraxelei ist mir mit dem Schnee und Eis zu gefährlich, vor allem weil in einer halben Stunde die Sonne untergeht und ich alleine unterwegs bin. Flott wandere ich zurück zur Hütte, wo es mittlerweile kuschelig warm ist. Wir kochen unser mitgebrachtes Tütenfutter und trinken Tee. Gemeinsam mit den anderen Wanderern in der Hütte spielen wir den ganzen Abend Spiele, bis wir alle nicht mehr aufhören zu gähnen. Dann kriecht jeder in seinen Schlafsack.

> Du möchtest im Winterraum übernachten? Mit den Tipps vom DAV bist du bestens vorbereitet.

Aufbruch und Abbruch

Am nächsten Tag wache ich auf mit dem Geruch von Kaffee in der Nase. Es ist noch früh, mein Gesicht ist kalt. Ich krieche zögernd aus meinem Schlafsack und ziehe ganz schnell meine warme Sachen an. Unten kochen die Ersten schon den Kaffee. Ich setze mich dazu und bereite unser Müsli-Frühstück vor. Wir tauschen uns mit den Anderen darüber aus, welche Wege wir heute noch gehen. Wir haben vor, über das Tajatörl wieder zurück nach Lehrmoos zu wandern. „Es könnte schwierig werden,“ meint einer, der gestern den Klettersteig gegangen ist. „Es sah auf der anderen Seite ganz schön eisig aus.“ Wir entscheiden uns, es trotzdem zu probieren. Wir spülen die Töpfe nach im See, packen unsere Rucksäcke wieder ein und legen los. Der Wind wird mit jedem Schritt noch stärker. Wir müssen uns Mühe geben, in einer gerade Linie zu laufen. „Ich habe das Gefühl, betrunken zu sein,“ rufe ich meinen Wanderbuddies lachend zu. Wir haben ziemlich zu kämpfen. Wenn uns zwei Wanderer begegnen und von den Umständen auf der anderen Seite des Tajatörls erzählen, gibt es für uns nur eine richtige Entscheidung: umkehren.

Wanderung zurück zum Seebensee und Ehrwald

Kurz vor der Coburger Hütte biegen wir rechts ab und wandern durch die Rinne zurück zum Seebensee. Der Weg hat weniger Schnee und ist sogar ein bisschen windgeschützt. Ab dem Seebensee geht die Wanderung weiter über den breiten Forstweg weiter in Richtung Tal. Wir gehen eine Abkürzung durch den Wald über einen Wurzelsteig zur Schlossalm und dann weiter durch das Skigebiet. Dort treffen wir ein Pärchen, das auch auf der Coburger Hütte übernachtet hat. Genau wie wir haben sie versucht, zum Tajatörl zu wandern und auch abgebrochen. Gemeinsam wandern wir den Abschlusskilometer zurück zum Parkplatz. „Bis zum nächsten Hüttenabenteuer,“ grüßen sie uns. Ein Abenteuer war es. Ich habe schon wieder Bock auf das Nächste!

Wanderung Seebensee, Drachensee & Coburger Hütte

  • Distanz: 15 km
  • Höhenmeter: ↗ 940 m  ↘ 940 m
  • Wanderzeit: etwa 6,5 Stunden
  • Einkehrmöglichkeiten: Coburger Hütte (etwa Juni-September), Seebenalm (etwa Mai-August), Ehrwalder Alm (etwa Juni-Oktober)
  • Übernachtung in der Coburger Hütte möglich während der Hüttensaison, ansonsten nur im Winterraum/Notlager

Wanderung Seebensee Drachensee Coburger Hütte Route

Schreibe einen Kommentar