Übernachten im Winterraum: Alles was du wissen musst

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Die Berge im Winter haben ihren ganz eigenen Reiz: stille Landschaften, unberührte Schneefelder und gemütliche Abende in Winterräumen der Berghütten. Diese Räume sind oft die einzige Möglichkeit für Bergsportler, in der kalten Jahreszeit Schutz zu finden. Doch bevor du dich auf den Weg machst, solltest du wissen, wie Winterräume funktionieren und welche Regeln es zu beachten gibt.

Wat ist ein Winterraum?

Die meisten Alpenvereinshütten schließen nach der Sommer- und Herbstsaison. In der kalten Jahreszeit, etwa von September bis März oder sogar bis April/Mai, bleiben viele Hütten in den Bergen geschlossen. Dennoch braucht es für lange Ski- oder Schneeschuhtouren, Durchquerungen oder bei plötzlichen Wetterumschwüngen einen Schutzraum. Genau dafür gibt es den Winterraum. Er ähnelt einer Selbstversorgerhütte, ist jedoch deutlich einfacher ausgestattet: nur wenige Bettenlager, ein kleiner Aufenthaltsraum und alles reduziert auf das Nötigste. Winterräume sind absolut keine Hotels. Sie erfordern eine gute Vorbereitung, Rücksichtnahme und Selbstständigkeit.

Wie sind Winterräume ausgestattet?

Winterräume bieten eine grundlegende, oft einfache Ausstattung, die auf das Wesentliche reduziert ist. Meistens findest du ein Matratzenlager oder einfache Pritschen, die oft mit Decken oder Kissen ergänzt sind. Deshalb reicht meistens ein Hüttenschlafsack. Ich nehme auf Winterraum-touren meinen wärmende Liner Reactor Thermolite von Sea To Summit mit, weil der etwas wärmer als meine einfache Baumwolle-Hüttenschlafsack für den Sommer ist. Die meisten Winterräume bieten neben den Bettenlagern grundlegende Ausstattung wie eine Kochmöglichkeit, Stühle, einen Tisch, Brennholz, Töpfe und Geschirr. Allerdings unterscheiden sich die Ausstattungen von Winterraum zu Winterraum. Daher ist es wichtig, sich vor der Tour auf der Webseite der Hütte und der zuständigen Sektion genau zu informieren. Gibt es zum Beispiel keine Kochmöglichkeit, muss ein eigener Kocher mitgebracht werden. Ich nehme den vorsichtshalber immer mit, sodass ich auch Schnee schmelzen usw. kann, wenn vor Ort doch das Holz oder Gas ausgegangen ist.

Winterraum Ausstattung Holzofen

Strom, Heizung & Co in Winterräumen

Einige Winterräume sind mit einem Holz- oder Gasofen ausgestattet, der für Wärme sorgt. Darauf kannst du in der Regel dann auch kochen. In diesen Hütten gibt’s meistens eine Gas- und/oder Holz-Pauschale, die von NutzerInnen zu zahlen ist. Einige Winterräume sind mit einer kleinen Solaranlage ausgestattet, die Licht und Elektrizität liefert. Solche Räume sind jedoch die Ausnahme, und selbst dann kann eine verschneite Solaranlage unbrauchbar sein. Wasser ist selten verfügbar, daher ist es wichtig, entweder genug mitzubringen oder Schnee schmelzen zu können. Bisher habe ich es ein Mal erlebt, dass eine Hütte mit Strom aus dem Tal versorgt wurde. Mit einem Knopfdruck gab’s dann immer eine Stunde Strom zum Kochen und für die Elektroheizung.

Was muss ich auf eine Tour mit Übernachtung im Winterraum mitnehmen?

Diese Liste enthält die Sachen, die ich auf einer Winterraum-Tour mitnehme. Mit Links habe ich meine Ausrüstung verlinkt.

  • Hüttenschlafsack – ich nutze meinen Reactor Thermolite Schlafsack-Liner (wärmer ist als einen Baumwolle-Hüttenschlafsack)
  • Verpflegung
  • Wasserflaschen oder Ausrüstung zum Schmelzen von Schnee
  • Stirnlampe und Ersatzbatterien
  • Warme Kleidung
  • Notfallausrüstung (Erstehilfeset*, Notbiwaksack*)
  • Powerbank
  • Müllbeutel

Als Back-Up nehme ich immer mit:

Je nach Tour brauchst du auch:

Winterraum was mitnehmen

Essen im Winterraum: ein paar Inspirationen für einfache Rezepte

Ich habe in Winterräumen schon alles Mögliche gesehen: von einer Gruppe, die angefangen hat, frische Kässpatzen zu kochen bis Bergsteiger mit Astronautenfutter. Mit meinen Freunden habe ich eine gute Mischung aus Einfach und Genuss gefunden. Dinge, die wir zum Beispiel in Winterräumen kochen:

  • Nudeln mit einer veganen Bolognese-ähnliche Sauce. Die Sauce besteht aus gefriergetrockneten Gemüse, getrockneten Tomatenflocken und Sojahack.
  • Couscous mit gefriergetrockneten Gemüsen und ganz vielen Gewürzen.
  • Porridge mit Proteinpulver, Vanille und Zimt. Wenn jemand Bock auf extra Gewicht hat, gönnen wir uns noch Äpfel und/oder Datteln dazu.
  • Pancakes backen geht tatsächlich auch ganz gut, wenn man eine Fertigmischung kauft.

Achtung: Auch wenn es nett gemeint ist, Lebensmittel solltest du nicht in der Hütte zurücklassen. Lebensmittelreste locken Tiere an und können verderben. Bitte pack alles wieder ein, was du mitgebracht hast.

Wie finde und buche ich einen passenden Winterraum?

Fast jede Alpenvereinshütte hat einen Winterraum. Zumeist ist das auf der Website der Hütte oder auf der Karte von Alpenvereinaktiv ersichtlich. Wer auf Nummer Sicher gehen will, nimmt mit der hüttenbesitzenden Alpenvereins-Sektion Kontakt auf. In manchen Hütten ist es ausdrücklich nicht gewünscht, dort aus Spaß zu übernachten, sondern den Winterraum nur im Notfall zu nutzen. Das steht dann auf der Webseite. Bitte beachte diese Hinweise.

Anders als im Sommer kannst du die meisten Berghütten im Winter nicht buchen. Bei einigen Hütten kannst oder musst du dich bei der zuständigen Sektion anmelden, sodass du den sogenannten AV-Schlüssel holen kannst. Diesen Generalschlüssel brauchst du, um den Winterraum zu öffnen. Ich habe bisher auch ein Mal erlebt, dass man den Winterraum im Voraus über Hüttenholiday buchen musste. Danach haben eine Mail mit einer Code bekommen, die wir vor Ort für das Öffnen der Tür gebraucht haben. Bei allen anderen Hütten war es so: wir sind hingegangen und haben gehofft, dass wir noch einen Platz kriegen. Unter der Woche war das nie ein Problem. Am Wochenende kann es schon mal passieren, dass die Hütte voll belegt ist. Winterräume sind oft klein. Plane Alternativen ein, falls kein Platz mehr frei ist. Das kann z.B. heißen, dass du früh genug aufsteigst, sodass du im Notfall wieder absteigen kannst. Ich habe im Winterraum auf der Coburger Hütte schon erlebt, dass so viele Menschen da waren, dass ein Teil wieder abgestiegen ist und ein Teil mit eigenen Isomatten in der Küche geschlafen hat.

Tour Winter Winterraum Berghütte

Wie plane ich eine Tour zu einem Winterraum einer Berghütte?

Die Tourenplanung für den Winter erfordert besondere Sorgfalt und Aufmerksamkeit. Aus Erfahrung kann ich dir sagen, dass Wege im Winter plötzlich ganz anders aussehen können als im Sommer. Plane die Strecke realistischerweise länger ein als im Sommer, da Schnee und Eis das Vorankommen erheblich verlangsamen können. Zwei Beispiele: Wir haben zu einem Winterraum in den Allgäuer Hochalpen ca. 5 Stunden gebraucht für eine Strecke, die wir im Sommer in 3 Stunden bewältigen würden. Und für eine Strecke in den Tannheimer Bergen, die im Sommer zwar steil, aber echt unproblematisch ist, haben wir im Winter einen Pickel und gaaaanz viel Zeit gebraucht.

Außerdem solltest du dich im Voraus über Wetter- und Lawinenberichte informieren. Die Berghütten liegen meistens im höheren, alpinen Gelände. Es kann sein, dass du erstmal steile Hänge und lawinengefährdetes Gebiet durchqueren musst. Mit Apps wie Outdooractive und Skitourenguru kannst du vor deiner Tour prüfen, ob die Tour in der aktuellen Situation überhaupt machbar ist, bzw. welche Route sich zur Hütte eignet.

Sobald du die Strecke geplant hast, solltest du die Tour offline herunterladen. Dies erleichtert die Navigation im Gelände. Wegmarkierungen sind im Winter oft unter dem Schnee verborgen – eine gute Karte, ein GPS-Gerät oder eine Navigations-App sind daher unverzichtbar. Sorge dafür, dass du genügend Verpflegung und Ausrüstung dabei hast, um unvorhergesehene Verzögerungen zu überstehen, und informiere eine Vertrauensperson über deine geplante Route sowie deine voraussichtliche Rückkehrzeit.

Verhaltenskodex Winterraum

Ein Winterraum ist kein Partyschuppen. Oft steht am nächsten Tag eine lange Tour an – also sollte, wie auf Berghütten üblich ist, ab 22 Uhr Ruhe herrschen. Neben der Bezahlung und der Müllmitnahme gehört es zu einem Aufenthalt im Winterraum, dass man die Hütte wieder sauber hinterlässt. In den meisten Winterräumen wird ein Zettel hängen, worauf steht, was du tun solltest, bevor du weitergehst. In der Regel sind das folgende Dinge:

  1. Tisch und Herd säubern
  2. Prüfen, ob das Feuer im Ofen aus ist
  3. Geschirr spülen
  4. Müll mitnehmen
  5. Raum lüften
  6. Kehren
  7. Sich ins Hüttenbuch eintragen und im eigenen Interesse das nächste Ziel angeben
  8. Vorgeschriebene Gebühren bezahlen. Wenn keine Kasse eingebaut ist, kann das auch online direkt an die zuständige Sektion erfolgen.
  9. Tür abschließen und ggf. Hüttenschlüssel wieder bei der zuständigen Sektion abgeben

Achtung: Bitte immer die Hinweise vor Ort beachten. In manchen Winterräumen ist es z.B. gewünscht, dass du ein Fenster kippst.

Die wichtigsten Fragen zu Übernachtungen im Winterraum einer Hütte

Hat jede Hütte einen Winterraum?

Nein. Nicht jede Berghütte bietet einen Winterraum an. Informiere dich auf den Webseiten der Hütten oder direkt beim zuständigen Alpenverein.

Brauche ich einen Schlüssel für den Winterraum?

Viele Winterräume sind abgeschlossen. Der Schlüssel kann bei Alpenvereinen ausgeliehen werden, oft kostenlos oder gegen eine kleine Gebühr. Es gibt aber auch Winterräume, wofür du einen Code oder gar nichts brauchst.

Wie sind Winterräume ausgestattet?

Die Ausstattung ist von Hütte zu Hütte unterschiedlich. Oft gibt es Matratzenlager, einfache Decken und manchmal auch einen Holzofen. Verlasse dich jedoch nicht darauf, dass alles vorhanden ist.

Was muss ich mitnehmen?

Siehe die Packliste in diesem Artikel

Was kostet die Nutzung eines Winterraums?

Die Nutzung eines Winterraums kostet in der Regel zwischen 10 und 20 Euro pro Nacht. Die Obergrenze bei Nächtigungstarifen liegt für AV-Mitglieder bei 15 Euro. Zusätzlich können Kosten für Holz oder Gas anfallen. Es gibt oft eine Kasse vor Ort oder die Möglichkeit, den Betrag zu überweisen – manchmal auch beides.

Kann ich im Winterraum auf Toilette und duschen?

In Winterräumen wirst du nur Trockentoiletten ohne Spülung vorfinden. Die befinden sich meistens draußen. In einigen Winterräumen gibt es auch noch ganz normale Plumpsklos. Diese Klos sollten verwendet werden, damit die Hütte am Ende der Winterraum-Saison nicht rundherum mit Unrat verziert ist. Duschen ist in der Regel nicht möglich.

Wohin mit dem Müll?

Es gibt in Winterräumen keine Mülleimer, weil Müll Mäuse anlockt. Was du mit raufnimmst, muss auch wieder runter. Gern auch mal was von jemand anderem mitnehmen, falls es oben „vergessen“ wurde.

Was tun, wenn während meines Aufenthalts etwas kaputt geworden ist?

Möglichst schnell der Sektion melden, damit es repariert werden kann.

Was passiert, wenn der Winterraum voll ist?

Es empfiehlt sich, rechtzeitig an der Hütte anzukommen. Dann ist die Chance auf einen Schlafplatz dann am größten. Im Notfall kannst du noch absteigen.

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